Da ist etwas passiert, mit dem man eigentlich nie gerechnet hätte. Die zwei ungekrönten Industial-Vorzeige-Heroen, die Urväter, in deren Fahrwasser so viele soundmäßige Unzulänglichkeiten zu verantworten sind und die an sich ja überhaupt nichts miteinander zu tun haben (von ideologischen und entwicklungsgeschichtlichen Implikationen mal ganz abgesehen), haben zusammen eine CD aufgenommen. Die unterschiedlichen Synchrizitätseinheiten aus Gesang und Noise schaffen Annäherungen an Rhythmiken, die man von beiden nicht gewohnt ist. Der Überraschungsfaktor pendelt sich bei Null ein, aber (und dieses aber macht’s aus): Merzbows verhaltenes (!) Elektronik-Fegefeuer hat schon mal mehr in den Ohren gebrannt, Rhythmus ist nach wie vor ein komplettes Fremdwort. Da werden Tiefen aufgemacht, die so konkurrenzlos dastehen. GPO’s Distortion-verzerrter, monotoner Sprechgesang, der separat produziert wurde, ist nichts für zartbesaitete Gemüter: so böse war er schon lange nicht mehr. Auch wenn es blöd klingt: real Industrial at it’s best. Bei allen vergangenheitsverbrämten Klischees: wenn nicht die zwei, wer sonst. Für Grundlagenforschungen auf diesem Gebiet bestens geeignet. Gut weil konsequent.
Merzbow & Genesis P. Orridge
A Perfect Pain
Cold Spring
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