Es gibt einen schwarzen Fleck auf der Poplandkarte. Nein, ich meine natürlich nicht Österreich, es handelt sich um Dänemark. Warum sich dieses Land im Vergleich zu seinen Nachbarn Schweden und Norwegen noch nicht behaupten konnte, kann ich Ihnen nicht beantworten. Aber den vierten Longplayer von Kashmir kann man getrost weiterempfehlen. Jedenfalls an Menschen, die sowohl Will Oldham als auch Radiohead schätzen. So seltsam diese Kombination klingen mag, so selbstverständlich schaffen es Kashmir teilweise, diese Gegensätze zu verschmelzen.
Auf der einen Seite der verspielte Zugang zu elektronischem Flirren und Beatbox-Patterns, auf der anderen Seite verstörtes, melancholisches Gejammere. Gejammere bitte im beste Sinn des Wortes. Obwohl diese zwei Referenzpunkte schwer wiegen, muss man sie vom Verdacht des Plagiats freisprechen. Während der Einsatz von Elektronik bei Radiohead immer eine Schlagseite zu Experiment und Epik besitzt, ist sie bei Kashmir doch eher dezente Untermalung oder dient der athmospärisch-düsteren Verdichtung dieses Gitarrenalbums. Und ein wenig von der Larmoyanz eines Will Oldham zu besitzen, kann man ohnehin niemandem vorwerfen. So verbindet sich Zerbrechlichkeit mit eindringlicher Rockpräsenz.
Trotz Zusammenarbeit mit dem Engineer John Cornfield (Oasi, Supergrass, Verve) ist aus diesem Album mehr geworden als bloß eine weitere Brit-Pop-Fußnote. Eigentlich beträchtlich mehr.
Kashmir
Zitilites
Sony
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