»Stalagim – Shoa ve Pornographie Be’Israel«
Das Thema der Dokumentation sind Stalag-Magazine, die sich in den 1960er Jahren höchster Popularität erfreuten. Diese Hefte vermischten pornographischen Inhalt mit Nazithemen. SS-Offiziersfrauen, die Kriegsgefangene in Stammlagern (Stalags) sexuell erniedrigten.
Der Regisseur Ari Libsker geht diesem Tabubruch nach. Zum einen waren diese Groschenhefte das erste Beispiel von Pornographie in Israel. Zum anderen gibt es in der israelischen Holocaust-Aufarbeitung einen merkwürdigen Zusammenhang zwischen dem Nazigreuel und pornografischen Geschichten. Unter dem Pseudonym K. Zetnik veröffentlichte der Holocaustüberlebende Jechiel Dinur das erste Buch in Israel, das sich mit dem Holocaust auseinandersetzte. Seine Erinnerungen an Auschwitz beinhalten zum Teil explizite Beschreibungen von KZ-Bordellen, in denen jüdische Frauen gezwungen wurden, deutschen Offizieren sexuelle Dienste zu erweisen. Dieses Buch, das in israelischen Schulen immer noch zur Pflichtlektüre gehört, bildete u.a. die Basis für die später erschienenen Stalags. Der Film zeichnet nicht nur die Entwicklung dieser Groschenromane nach und lässt Autoren zu Wort kommen (größtenteils selbst Holocaustüberlebende), sondern untersucht auch den restriktiven Umgang im Israel der Nachkriegszeit mit dem Holocaust, obwohl die Hälfte der Einwohner nunmehr aus Holocaustüberlebenden bestand. Erst der in den Medien übertragene Eichmann-Prozess begann ein Umdenken in der Gesellschaft zu bewirken und wirkte sich auch auf die Publikationen zu den Stalags aus.
Heute um 18:30 in der Urania
»Aber den Sinn des Lebens hab‘ ich immer noch nicht rausgefunden«
Wer bislang noch nicht die Gelegenheit hatte Jan Peters liebreizende Tagebuchfilme zu sehen, dem sei heute unbedingt ein Besuch im Stadtkino ans Herz gelegt. An seinem 24. Geburtstag beginnt der Filmemacher einmal jährlich eine Bestandsaufnahme auf Film zu bannen. Höchst sympathisch entfacht sich ein hyperaktiver Redeschwall über Gott und die Welt. Philosophisches, Privates und Emotionelles finden Einlass in seine Werke. Die Medien verändern sich mit der Zeit, zunächst filmt Peters strikt mit Super8, später zeichnet er seine Filme auch digital auf. Auch Fremdmaterial fließt ein. Ständig unterlaufen dem Künstler kleine Fehler, wie die falsche Entwicklung des Filmmaterials, Tonausfälle usw. Was als Partygag begann gilt heute längst als origineller Beitrag zur deutschen Experimentalfilmszene.
Heute um 20.30 im Stadtkino
Shortcuts:
»Good news«
Ulrich Seidls Film von 1990 befasst sich mit der Firma »Mediaprint« und insbesondere mit der größten Tageszeitung der Welt, der »Kronen Zeitung«. Er zeigt Menschen, die mit diesen Zeitungen leben, sie verkaufen oder produzieren. »Fassungslos steht man dem Funktionieren dieser Maschinerie gegenüber, erkennt, dass ihre Macht, wie die der Dummheit, scheinbar keine Grenzen kennt«.