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Teho Teardo/JG Thirlwell

»Santarcangelo«

Spècula

Die nahe Rimini gelegene italienische Kleinstadt Santarcangelo di Romagna beherbergt ein unter- irdisches Grottensystem mit an die 160 Höhlen, die früher wahrscheinlich zur Proviantlagerung genutzt wurden und wo 2009 das Teatri Festival stattgefunden hatte. Sowohl Teardo wie Thirlwell fertigten dafür eine ortspezifische Klangreise an, erschienen sind die beiden Resultate als 7“ auf Teardos neuem Label.
Thirlwells Stück nennt sich »Ecclesiaphobia«, ein in diesem Zusammenhang ziemlich vielsagender Titel. Am Anfang sind Fieldrecordings von den Glocken aus Santarcangelo zu hören, und bald schon geht es in die Tiefen der Balducci-Grotte. Mikrofonierte und prozessierte Wassertropfen auf Bass- trommeln evozieren in Kombination mit dem sonoren Grundrauschen der Grotte zwielichtige Stimmungen, bei denen unklar bleibt, ob sie nun heimelig oder doch klaustrophob sind. Eine rituelle Klangmeditation, bei der mir ständig Buñuels »L’Âge d’or« in den Sinn kommt.
Teardos mit Cello, Stimme und Fieldrecordings eingespielte Stück »Oh Hook«, aufgenommen in der Grotta Teodorani, bietet ebenfalls keine Koordinationshilfen. Eine verhaltene, düstere Sound-Vision, zu der Martina Bertonis Cello nur bedingt Kontrastpunkte liefert. Es ist vielmehr die Stille, die Ab- wesenheit von Klängen, die hier forschungsleitend ist. Beziehungsweise, genauso wie beim Stück von Thirlwell, ist es der lange, vielverzweigte Nachhall, der aus den Klängen sonische Geister macht. Perfekte Mitternachtsmusik.

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