Das Label Vivo versorgt die Musikwelt vom polnischen Zambrów aus mit experimenteller, postindustrieller und diversen anderen Spielarten von Electronica. Der polnische Musiker Zenial hat für »Reworked« in 14 kollaborativen Tracks eine Werkschau zusammengestellt, die von heimischen Vertretern wie Zbigniew Karkowski und Maciek Szymczuk bis zu Lagowski, Vidna Obmana und Tetsuo Furudate reicht. Das Cover von Krzysztof Slaby illustriert mit seinen klaren Schwarz-Weiß-Linien und -Flächen ganz gut jene Stellen des musikalischen Werkes, an denen sich Implosion und Explosion treffen. Meist ambientös gehalten, sind manches Mal akustische Stolperfallen ausgelegt, die die Vielseitigkeit dieser Zusammenstellung untersteichen.
Amir Baghiri dagegen hält sich nicht lange mit Soundzieselierungen auf. Zusammen mit den Mitmusikern Azize Mousawian, Malek Halime und Zhale Mikhaili baut Baghiri auf »Yalda« Klangwelten jenseits der europäischen Musikproduktion auf. Die verwendeten Fieldrecordings stammen aus den Wüstengebieten Asiens und Nordafrikas. Hinzu kommen feiste Elektronik-Programmierungen, die entfernt an Muslimgauze, aber mehr noch an die arabische Elektronik von Badawi denken lassen. Baghiri deutet tribalistische Perkussionspatterns in digitale um, beweist, dass sich zu einer Mischung aus Dub und Ragga-Rhythmen locker Ouds und Wassertrommeln ausgehen. Baghiri legt eine bemerkenswerte Sicherheit zutage, wenn es darum geht, unterschiedliche Klangsysteme zusammen zu bringen und ist in seiner Komplexität zwischen kaputten FM-Radios und diversen originären Instrumenten höchste kreativ. Definitive Tipps, diese beiden Scheiben.