Es sind nun 45 Jahre herum, seit mit »Song Cycle« ein hochinspiriertes, kunstvernarrtes, knallwattiertes, zuckerclusternes Wundertatütata auf die Welt kam, das Warner Brothers einfach verschenken ließ. Anders wusste man sich des vermeintlich unverkäuflichen Debüts von Van Dyke Parks nicht zu entledigen. Seine Musik braucht viel Zeit! Der Meister schickt nun seine Hörer zum Nachsitzen, variiert sich selber in »The All Golden«, einem Thema aus dem »Song Cycle«. Knüpft an die Vergangenheit an, um in parallel verlaufenden Linien zu einer poetischen Kontinuität zu finden, alle Linien zu bündeln wie man Heuballen oder Baumwolle bündelt, daraus Segel zu weben und Klangschiffe auf die Welt zu schicken: »Songs Cycled« ist ein ozeanisches Album. Die Seewege und das fluide Element tragen wie ein Leitmotiv das Werk, das an Zutaten randvoll wie ein Füllhorn den Hörer ob der Flut an Information, die über ihn schwappt, zunächst einmal wieder mächtig fordert und manchmal schnell den Kopf einziehen lässt. Ûberbordend voll wie die Prestige, jener Unglückstanker, der 2002 nahe der spanischen Atlantikküste havarierte, in zwei Teile brach und eine Ölpest verursachte. Der Song »Black Gold« behandelt diese Katastrophe in der Manier einer Novecento-Moritat, gerät unter den Händen des Hollywoodkomponisten selbst zu einem Ölfilm, auf den Parks mit »Aquarium« die Ölfassmusik einer alten Aufnahme der Esso Trinidad Tripoli Steel Band folgen lässt. Als ginge es um die Suche nach Verbindungen, werden Gegenstücke aneinandergehalten und bilden Songpaare, die vorab über die Dauer der letzten zwei Jahre allesamt als Singles veröffentlicht worden waren. »Songs Cycled« ist wie eine Hochzeitsreise für diese Singles, die vereint einen rundumschlagenden Kontext ergeben. Innerhalb der Zweiteiler öffnen sich immer noch weitere Türen, führen auf den eigentlichen Grund, der Van Dyke Parks auf seiner Reise interessiert: das Bastardprinzip. Privilegierte Hochkultur und Populärmusik der armen Leute gehören hier unweigerlich zusammen. So steckt etwa in »Aquarium« auch der »Karneval der Tiere« von Camille Saint Saens und verweist auf Parks‘ fantastische Calypso-Studie »Discover America« von 1972. Musik, die nach seinem Geburtsdatum im Jahre 1943 auf die Welt kam, scheint für den sensiblen Südstaatler keine große Rolle mehr gespielt zu haben. So klingt das Park’sche Western-von-gestern-Orchester wie aus früheren Zeiten nach Tin Pan Alley und Hollywood-Plusultra. Obendrein finden sich zu den Songs im opulenten Begleit-Booklet Bilder, Geschichten und Anekdoten von Ed Ruscha, Klaus Voormann, Billy Edd Wheeler oder Art Spiegelman, die »Songs Cycled« in den Status eines Buchbandes heben.