Sieht man von der im letzten Jahr erschienenen »Secret«-EP ab, so ist »Defend Yourself« die erste Sebadoh-CD seit vierzehn Jahren. Fanportale werden jetzt vermutlich schreiben dass die Band »nie wirklich weg war«, aber das ist Blödsinn. Zwar gab es im Lou Barlow’schen Kosmos seit 1999 eine Abschiedsplatte mit The Folk Implosion, zwei Soloalben und freilich auch die Reunion mit Dinosaur Jr., doch an Sebadoh wollte eigentlich niemand mehr glauben. Mir als 26-jährigem war die Band natürlich bekannt, sie wird auch von mir geschätzt. Aber sie war einfach etwas aus der Vergangenheit; Musik von vor meiner Zeit. Schräg irgendwie, wenn die dann eine neue Platte rausbringen. Nun hat sich besagter Lou Barlow, Sänger und Mastermind der Indie Rocker, erst kürzlich von seiner Frau scheiden lassen und zwar nach 25 Jahren Ehe. Anlass genug für den Mittvierziger im Zuge des Verarbeitungsprozesses die angestaubte eigene Band zu reanimieren. Und wenn »I Will«, der herzzerreißende Opener des Albums Fahrt aufnimmt, dann ist man ihm auch echt dankbar dafür. Das klingt ja wirklich so, als wären die nie weg gewesen! Mit einer überraschenden Dringlichkeit schütteln Sebadoh mal harmonisch (»Oxygen«), mal richtig wütend (»Inquiries«) die Last vieler Jahre von ihren Schultern. Trotz manch öden Füllmaterials (»Beat« oder das zur großen Rockbühne spähende »Final Days«) gelingt es dem Trio auf »Defend Yourself« so forsch wie nötig und so instinktgeleitet wie möglich zu klingen. Sie zwingen sich einem nicht auf, sondern lassen durch die gewohnte Paarung von melodieverliebtem Draufgängertum (»State Of Mine«) und warmer Behutsamkeit (»Let It Out«) das Comeback als überfälligen Schritt erscheinen.
Sebadoh
»Defend Yourself«
Domino
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