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Liebezeit/Mertin

»Akşak«

Staubgold/Trost

Eine Liebeserklärung der beiden Schlagzeuger und Perkussionisten Jaki Liebezeit und Holger Mertin an arabische und asiatische Rhythmen. Dass Liebezeits stoische ›Motorik‹ ja immer schon auf Trance geeicht war, muss hier nicht weiter ausgeführt werden. Demgegenüber ist Mertin auf Rhythmus- traditionen spezialisiert, die besonders auch über klangliche Ausprägungen definiert sind. Mit einem schieren Fuhrpark an Schlaginstrumenten kreiert dieses Duo einen Bewusstseinsstrom, der an Sufis und asiatische Tempel denken lässt. »Akşak« vollzieht rhythmatische Exerzitien zwischen Ekstase und Kontemplation, die ebenso extremst reduziert wie gleichzeitig höchst komplex sind. Jenseits der Gefahr, in Klischeestolperfallen à la World Music zu fallen, versuchen die beiden erst gar nicht zu klingen als ob. Wozu auch. Stellen wir uns vor, Z’EV und Muslimgauze treffen sich mit HATIs Rafal Iwanski auf einen marokkanischen Minztee und schlendern dann durch eine Kasbah – siehe etwa die Tracks »Ahabarab«, »Yallametal« oder gleich den furiosen Auftakt »Speedyhang«, der gar an Badawi denken lässt. Liebezeit setzt mit Dholak, Zimbeln und Bongos zur Unterhaltung an, Mertin kontert mit Waterphone, Gongs und Hang. Laufen da irgendwelche Sample-Synthesizer hohl oder von woher kommen diese ganzen Sounds, sind die wirklich alle nur von Schlagwerkzeugen? Hier wird eine weit ausladende Atmosphäre ritualistischer Prägung dargelegt. »Sägelatt« könnte dann wieder glatt als eine weiland Kraut-Nummer durchgehen. Und schließlich repetitive Strukturen, die man im ersten Moment für Minimal-Techno halten könnte – nachzuhören auf »Live Like a Bitch«; womit sich ein Hin- und Her-Rasen durch geschichtliche und geografische Epochen und Einflüsse in vielfach ge- brochenen Raum- und Zeitperspektiven höchst anschaulich erschließt. Definitiver Tipp.

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