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Phenomenal World

»Same«

Rock Is Hell Records

Die alten Freunde Didi Kern (Drums) und Philipp Quehenberger (Keys) bilden mit dem ebenfalls bestens eingesessenen Impresario Michael Fischer (Sax, Vox) die junge Band Phenomenal World. Das Trio ist ordentlich auf Tour gegangen und hat auch gleich ein erstes Album veröffentlicht, das den trügerischen Titel »Same« trägt. Denn das Klangmaterial ist alles andere als »mehr vom selben«. Der Opener »wallshaker« beginnt mit Drum- und Bass-Figuren, die so simpel wie wirksam daherkommen. Darüber – oder darunter, ganz wie man will – Shoutings, die ihren Weg durch Fischers präparierte Tröte gefunden haben. Je nach akuter Bewegungslust wird der Track zwischen Headbanging-Zwang und Trance changieren. Gegen Ende dreht die Stimme noch auf und beglückt uns mit einem Mittel aus Rezitativ und Arie; immer wohligst prozessiert. Das Liedel eignet sich auch hervorragend als Soundtrack zum Laufen oder Bahnfahren. Es folgt »bliberdublub«, beginnend mit komplexen Sequenzen, gespielt auf einer von den Schnarrsaiten entspannten Zwischenschenkeltrommel. Wohlgesetzte Synth-Layer verbreiten ein tendenziell melancholisches Klangbild, die Stimme blubbert und blibbert (mäßig) fröhlich und eher unbeteiligt dahin. »prime head« bietet zunächst ein Sammelsurium aus Trommel- bzw. Beckenschlägen, besahnehaubt von einer babyhaft plaudernden Synth-Stimme; die prozessierte Vox spricht belehrend auf das Kleinkind ein. Dann nimmt das Schlagzeug etwas Fahrt auf und fährt es hurtig spazieren, das weiterhin brabbelnde Butzi. Das sich naturgemäß freut, als endlich die Tschinellen und insbesondere die Rasseln ausgepackt werden. Dann schaut auch noch die Tante in den Kindswagen: »Ja, was haben wir denn da?!« Der stolze Papa antwortet bestimmt durch sein Horn. »the void« bleibt gar nicht leer, es bewegt sich mit eleganter Schwankung leicht geisterhaft, Tierstimmen gurren und seufzen, verraten das Vorhandensein des und der Unsichtbaren. »the void« ist so leer, wie die Wüste öd – also gar nicht – das macht den Song so schön. »blood falls« liefert ebenfalls einen ganzen Bauchladen an wohlklingenden Sounds, bis kurz nach Minute Eins ein lässiger Groove einsetzt, der beweist, wie fein Qualität mit geringer Quantität zu erzielen ist. Das gespannte Mikado-Staberl auf Zwei und Vier ist besonders effektvoll. Geiler Groove, wirklich. Recht wild treiben es die Buben zum Abschluss. »torn in pieces« ist ein schmunzelndes Statement gegen das Altern: Wir werden uns noch lange nicht in Stücke reißen lassen! Die für einen Song dieser Art obligaten Verzerrungen werden von einem fast rockigen Schlagzeug begleitet. Die Herren behaupten, in ihrem Tun und Lassen würden »Punk-Energie mit der Tiefe und Unvorhersehbarkeit der Freien Improvisation kollidieren«. True! Und: Nice! 

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