Das Intro: Erinnerungsfetzen aus einer Vergangenheit, von der man sich nicht sicher sein kann, ob sie besser war, zerbröseln im Bitcrusher. Für Nsheem ist das eine solide Ausgangsbasis, denn am besten lässt es sich immer noch mit dem arbeiten, was man hat. Eine Stimme etwa, die er im Stil aktueller US-HipHop-Produktionen leicht schnarrend erhebt, um Stimmungen auszuloten. So schält sich zu Beginn mit »Anonymous Feelings« ein Lovesong aus dem gescratchten Intro. Doch schnell wird klar, dass sich Nsheem nicht lange damit aufhält, denn die Lage ist brenzlig und das Private politisch. So hievt Nsheem die Familienaufstellung auf die Ebene eines Generationenkonflikts, über dem in der Regel eine problematische Vaterfigur schwebt: »Hello dad, I hope you hear this message / You know that all your stress paid off as an investment«. Da kann man schon mal emotional werden und ich wünsche mir beim »Tru2elf Freestyle« schon beim ersten Klavierchord einen Lock-in mit harten Worten. Doch Nsheem bleibt cool; erstmal hinsetzen und dem Saxofon zuhören, bevor alles in Ruhe besprochen wird. Mit dem Kopf durch die Wand kommt man in der Regel auch nicht weiter, denn »If you wanna get independent / Gotta find a loop-hole«. Das gilt umso mehr auf gesellschaftlicher Ebene, also dekonstruiert Nsheem das eine oder andere altbekannte Akronym und benennt Sackgassen: »Blame miscommunication / When we don’t speak up«. In bester Tradition von Soul bewegt sich Nsheem durch ein breites Spektrum politisierter Emotionen und wickelt uns mit schlauen Gedanken um den Finger. Gut gesetzte Intros, Interludes und Outros geben diesem Minialbum einen würdigen Rahmen und lassen angemessen Raum für die Vorfreude auf künftige Entwicklungen.
Nsheem spielt am Freitag, dem 4. Juli 2025 um 18:30 Uhr im Rahmen des Kultursommers Wien am Nordwestbahnhof, 1200 Wien.











