»Everything Else Has Gone Wrong« – oder auf gut Deutsch »Alles andere geht den Bach runter« – heißt das aktuelle und fünfte Album der in der Szene mittlerweile renommierten Indie-Band Bombay Bicycle Club. Nach einer fast 6-jährigen Pause sind die vier Londoner nun endlich mit einem neuen Album zurück. Trotz dieser langen Pause, in der Frontmann Jack Steadman nebenher auch an einem Soloalbum bastelte, blieb der typische Bombay-Bicycle-Club-Sound konstant. »Everything Else Has Gone Wrong« besteht aus elf Titeln, nicht mehr und nicht weniger als die vorherigen Alben. Es wurden dieselben Instrumente und derselbe bewährte Songwriting-Stil verwendet. Classic Bombay Bicycle Club würde man sagen. Hier stellt sich die Frage: Brauchen wir wirklich ein neues Album, das genau wie Bombay Bicycle Club klingt? Die Antwort: »Und ob!« Gleich am Anfang wird einem bewusst, das Album beginnt wie das vorherige (»So Long, See You Tomorrow«, 2014) mit einem sehr monoton strukturierten Song. Dieses Lied ist aber nicht nur ein langweiliger, ideenloser Start. Nein, es ist eine Einführung, eine Ouvertüre in das ganze Werk. Es öffnet eine neue Welt, in die der*die Hörer*in beim ersten Ton einsinkt. Es öffnet sozusagen ein neues Kapitel. Ein Bombay-Bicycle-Club-Album ist also kein eigenes Buch, sondern ein Kapitel. Diese sind natürlich ähnlich, sie sind schließlich immer noch im selben Buch.
Nun zum Album selbst: Die vor dem offiziellen Release veröffentlichten Singles »Eat, Sleep, Wake (Nothing But You)«, »Everything Else Has Gone Wrong« und »Is It Real« geben wie der Intro-Track »Get Up« ebenfalls diesen speziellen Ton des Albums an, sind aber keineswegs bereits die einzigen Höhepunkte. Verspielte, heitere, Synthesizer-ähnliche Gitarrenmelodien, sanfte mehrstimmige Gesänge und rhythmische Drums prägen auch diese 41-minütige Sammlung an Liedern. Diese Grundstimmung verbreitet ein tröstendes Gefühl. Als würde man von jemandem »Alles wird gut« gesagt bekommen. Der Titeltrack »Everything Else Has Gone Wrong«, beginnend mit einem Gitarrenriff, gefolgt von einer monotonen Gesangsmelodie, verbreitet ein düsteres, leicht unheimliches Gefühl, welches jedoch zu dem im Refrain bereits erwähnten tröstenden Sound einen wunderbaren, interessanten Kontrast bildet. Die zweite Hälfte des Albums wird ruhiger, melodiöser als die erste. Man entdeckt beispielsweise immer wieder helle Frauenstimmen im Hintergrund, welche eine exzellente Ergänzung zur Stimme von Leadsänger Jack Steadman ergeben. Die neuen Bombay Bicycle Club sind also auf jeden Fall immer noch die Alten geblieben. Sie behalten ihren typischen Sound, sind aber trotzdem nicht scheu, zu experimentieren und Neues auszuprobieren, was einen wichtigen zentralen Aspekt darstellt. Es bleibt also auch im fünften Kapitel des Buches Bombay Bicycle Club spannend.