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Jamie Saft Quartet

»Blue Dream«

Rare Noise Records

Das 2008 gegründete Londoner Label Rare Noise Records gibt progressiver, zeitgenössischer Musik eine Plattform. Einer der glücklichen KünstlerInnen ist Jamie Saft, John-Zorn-Kamerad und u. a. Teil dessen Projekts Electric Masada, der sich auch nicht scheut, mit Merzbow ins Planschbecken zu springen, und dessen neue Veröffentlichung »Blue Dream« vom nach ihm benannten Quartett eingespielt wurde. Seine Begleiter: Bill McHenry, einer der spannendsten aktuellen Saxophonisten, Bradley Christopher Jones (Elliot Sharp, Jazz Messengers, Marc Ribot) am Bass sowie Schlagzeuger Nasheet Waits, der aus gemeinsamen Arbeiten mit Peter Brötzmann, Andrew Hill oder Avishai Cohen bekannt sein könnte. Creme der Cremen will man meinen. Auf dem Album versammeln sie neben drei Standards (»Violets For Your Furs«, »Sweet Lorraine«, »There’s a Lull In My Life«) ausschließlich Kompositionen von Jamie Saft. Der lässt jedoch den anderen Musikern viel Raum, die diesen nutzen, um einen vollen, dunklen Sound zu schaffen. Besonders das Weltklasse-Tenorsaxophon sticht dabei heraus: Während das Piano teilweise vorsichtige Schritte durch den Regen macht, schießt der Bläser McHenry den Wolkenbruch mittels ultra-ausdrucksstarkem, markantem, trötigem Spiel weg, und der vorher zurückhaltende Saft folgt ihm gekonnt. Doch beide können auch anders, was man in den ruhigen Parts hört, wo McHenrys warme Melodien dahinschwirren.  Das Schlagzeug hält sich angenehm zurück, tut aber genau das, was es soll, und das immer gut. Direkt beim ersten Track »Vessels« setzen sie die Latte an und die ist hoch, es ist nicht ganz klar, ob sie das nochmal erreichen. Das folgende Stück beginnt mit einem Schlagzeugsolo, dann setzt das Saxophon ein und das Klavier folgt. Man sieht, jeder kann es. Auf »Decamping« spielt Bill zum Weinen schön, auch auf »Mysterious Arrangements«. Kraftvoll und ausdrucksstark, gut punktiert. Nicht immer scheinen die Kompositionen ganz ausgereift oder triftig, enden unerwartet, wie in einem Traum, aber das moderne Spiel der einzelnen Akteure, besonders eben Bill McHenrys, halten das Interesse, man fliegt mit den süßen Pianotönen in luftigen Höhen und dann ist der Traum aus ­– und es war ein schöner.

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