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KMET

»Smiling Eye«

Konkord

Aufräumen, Ordnung schaffen, loswerden, auspacken! Dinge in die Hand nehmen, sie einfach mal wegwerfen, weil ohnehin das meiste sein eigenes Ablaufdatum unterwandert hat und seltener gebraucht als nachgekauft wird. Irgendwo zwischen gestern und heute sind wir wohl an der dritten Kreuzung falsch abgebogen. Für den Konsum zu geil, für die Wegwerfgesellschaft zu alt. Gelebter Minimalismus eben! Das ist die Ausgangslage für das neue Album von Florian Kmet, der sich bekanntermaßen – die entschlackende Abstraktion vollends verinnerlicht – schlicht KMET nennt und unter diesem Namen seit einigen Jahren ziemlich gute Platten macht. Thematisch sind die Grenzen also schnell abgesteckt: Es geht ums Ausmisten, ums Platzschaffen, aber auch ums Schätzen jener Dinge, die man wirklich braucht! Aber welche sind das eigentlich? Für all jene, die sich jetzt kontemplativ an den Kopf fassen, ist kompetente Abhilfe geboten. Denn konstruktive Vorschläge schafft KMET nicht nur mit seinem kürzlich auf Konkord erschienen Album »Smiling Eye«, sondern auch abseits der Bühne. Als ausgebildeter und offiziell anerkannter Clutterman hilft dir der gebürtige Innsbrucker beim Loslassen von Dingen, die du niemals brauchst, an denen du aber gerade deswegen so sehr hängst, sodass sie sich in jedem Anflug der Verkleinerung als unüberwindbare Falle entpuppen.

Professionelle Ausmistberatung – das klingt zwar ein wenig sperrig, ist aber Programm und zieht sich auf wundersame Weise auch durch die 13 Stücke des Albums. Da steht nichts im Weg, da liegt nichts herum. Kein überschüssiger Ballast und keine notorische Zeitungssammlung im heillos überräumten Kellerabteil, das es sowieso nicht gibt und das deshalb als verlegener Euphemismus für die eigene Wohnung herhalten muss. Nein, »Smiling Eye« ist aufgeräumt! Die Stimme direkt und nach vorne gerichtet. Dazu gefinkelt übereinander und ineinander versprießende Akustikgitarren-Loops und nur ab und an ein flächigeres Element zur Dehnung der eigenen Überzeugung. Natürlich kein Hall, der setzt nur in den Ecken an! Aber das versteht sich ohnehin von selbst. In manchen Momenten erinnert das ein wenig – und das ist durchaus positiv zu verstehen – an die absurd-ernstgemeinten Aufnahmen der Band Flight of the Conchords. KMET spielt jedenfalls mit den Wörtern wie mit der eigenen Überlegung, die abgepackten Kartons doch noch einmal zurück zu tragen. »I can be your tiger when you let me in your home«, das kann man natürlich auch anders deuten. Aber Achtung, Erinnerung! Keine Schweinerei ist damit gemeint, sondern – natürlich – die ordnungsmachende Beihilfe. Ohne aber gleichzeitig den gesellschaftskritischen Unterton dieser Platte anzusprechen, lässt sich diese Rezension nicht schließen. »Letting go of anything unused / self storing has become a boom business / pay for the stuff you never need«, singt KMET auf der grandiosen Hymne »Do I Own My Things«. Hier wird für gelebten Minimalismus geworben, ohne oberlehrerhaft mit dem Finger zu winken. Das zieht und macht Spaß. Putzen als Passion, oder so.

Home / Rezensionen

Text
Christoph Benkeser

Veröffentlichung
29.03.2018

Schlagwörter

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