Der »Witz« bei Supersilent ist, dass es sich eigentlich um eine Improgruppe handelt, die sich aber noch ein paar zusätzliche Steine in den Weg gelegt hat, sonst wäre es ja irgendwie zu einfach. Also probt man nicht miteinander, spricht auch nicht über die Musik, sondern trifft sich nur, um gemeinsam Konzerte einzuspielen. Man mag sich sonst vermutlich schon ganz gerne, aber mit Telepathie klappt es halt einfach besser – verkündet zumindest die Presseaussendung jubelnd. Solche Kunststückchen wirken natürlich auf den Fetisch der absoluten Einmaligkeit kräftig ein, weswegen Supersilent auch als eine der renommiertesten Gruppen im Genre gilt – wobei gerne darauf verwiesen wird, dass sich diese Musik im Niemandsland zwischen Avantgarde, Free Jazz, Rock, Elektroakustik und komponierter Musik bewege. Nun, Niemandsländer wie dieses kommen auch immer öfter vor, was Arve Henriksen (Trompete), Helge Sten bzw. Deathprod (live-electronics, Gitarre) und Ståle Storløkken (Keyboards) auf ihrem 12. Tonträger fabrizieren, hat natürlich schon Klasse. Ûberraschend ist tatsächlich, wie stringent hier alles zusammentönt, wie hübsch sich alle Stücke – die immer mit einem Fuß im Ambient stehen, sich dann aber doch als nach oben offener Impro entpuppen – dieselbe eisig-anmutige Güte bewahren. Das Betriebsgeheimnis ist vermutlich, dass sich diese drei Männer nicht treffen, um auf kollektivem Weg Noten aus ihren Instrumenten zu locken, sondern um sich gegenseitig mit Soundatmosphäre anzujunken. Zumindest wäre das eine etwas weniger esoterische Erklärung für das (erneut) sehr hörenswerte Resultat.
Supersilent
»12«
Rune Grammofon
Text
Curt Cuisine
Veröffentlichung
29.12.2014
Schlagwörter
Ropeadope/Ryko/Lotus | Rune Grammofon/Lotus
Supersilent
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