rwo.jpg
Reinhold Wagner Orchester

»10"«

RWO

Ohne Vorwarnung pluckert und perlt es plötzlich aus dem Münchener Untergrund. Wie ein Platzregen überrascht uns diese mysteriöse Scheibe mit nonchalanter Großartigkeit. Dabei haben wir es mit einem ganz niedlichen Orchester zu tun, könnte man sagen, denn wie sollte man sonst ein Orchester bezeichnen, dessen Mitglieder manchmal vier, meistens zwei Augen zählen. Was hier des Orchesters genialer Kopf, Dennis Gross, ganz lapidar, locker und leger aus dem Ärmel schüttelt, erinnert allenfalls an das Hamburger Grönlandorchester. Mehr noch an deren Konsorten von Helgoland, falls die noch wer kennt. Die brachten vor zehn oder zwölf Jahren eine ganz phantastische Platte mit dem Titel »Media Music EP« auf die Welt. Da fanden unendlich viele kleine Stücke darauf Platz, jedes mit dem Charme einer salopp ausformulierten Grundrichtigkeit, die nur im Fragmentarischen zu finden ist. Ähnlich dem »Commercial Album« der Residents vielleicht. Ein Füllhorn an Miniaturen also, und kein einziger Fehlgriff im Verhuschten. Das finden wir hier alles beim Reinhold Wagner Orchester. LoFi Ohrwürmchen ohne Titel – die Stücke heißen einfach Part 01 bis Part 18 und atmen den sympathisch schluffigen Freigeist eines Werner Enke. »Fluid für schlappe Ohren«, nennt Dennis Gross das Ganze. Und dennoch, bei aller Flausigkeit, verstreuen vor allem die Stücke auf Seite B eine atmosphärisch dichte Wärme, die man immer wieder hören mag. DJ Marcelle war so begeistert, dass sie gleich mehrere Stücke daraus in ihre Radioshow »Another Nice Mess« aufnahm. Und sich zu einem »crazy, wonderful stuff« hinreißen ließ. Ein betongraues Stück Vinyl, welches das Zeug zu einem Kultteil hat.

favicon

Unterstütze uns mit deiner Spende

skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an den Empfänger: Verein zur Förderung von Subkultur, Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria. Vielen Dank!

Nach oben scrollen