»You wait to publish«

Hinter dem Bandnamen Trophies verbirgt sich ein Trio, angeführt vom italienischen Komponisten und, ähm, Sänger (»speech artist« ist in diesem Fall vermutlich die geeignetste Bezeichnung) Alessandro Bosetti. Bosetti ist recht umtriebig, von abwechslungsreich-fruchtvollen Kooperationen über artifiziell-sperrige Kompositionen bis hin zu durchgeknallter Vokalartistik reicht sein Spektrum, immer irgendwo in den Grenzländern der zeitgenössischen Moderne angesiedelt. Ihm zur Seite stehen Impro-Drummer Tony Buck, der Gitarrist Kenta Nagai, sowie für einzelne Tracks Hilary Jeffrey und Els Vandeweyer – lauter einschlägig bekannte Namen in eben diesen Grenzländern. Auf »You wait to publish«, der mittlerweile dritten CD in dieser Besetzung, pendeln sich die meisten Stücke irgendwo zwischen sperrigem Funk, Impro, Minimalismus und Spoken-Word-Performance ein. Der Trick dabei ist, dass Bosetti seine Songtexte mantrahaft wiederholt, sie aber durch Betonungs- und Melodieverschiebungen variiert. Mitunter ist diese Verweigerung ganz reizvoll, driftet aber gerne auch in enervierende Sphären ab. In den schlimmsten Momenten klingt das nach einem manischen Kunstkritiker, der seine Kolumne während eines Impro-Konzerts stoisch vorliest. Auf »Matta Clark« etwa bricht Bosetti mit dem repetitiven Schema und doziert stattdessen über die Rauminstallation des verstorbenen Konzeptkünstlers Gordon Matta-Clark. Die Kunstbelehrung als avantgardistische Keule, das ist immerhin etwas Neues, auch wenn wir nicht unbedingt danach gefragt haben. Eine widerspenstige Angelegenheit.