Wenn man an Frauen im österreichischen HipHop denkt, landet man heute oft bei den »Newcomerinnen« Eli Preiss, Donna Savage oder Kitana. Doch um diesen den Weg zu ebnen, brauchte es viel Arbeit. Arbeit, die lange und intensiv war und an deren Front man Yasmo finden konnte – und immer noch findet. Und genau damit startet ihr neues Album »Augen auf und durch«. Darauf geht es um den daily struggle, den hustle, um irgendwie zu überleben oder relevant zu bleiben. Dort und da und überall (als Kuratorin, Autorin, Herausgeberin …) findet man Yasmo und trotzdem bleibt sie die »bitch«, um im HipHop-Jargon zu bleiben. Was Yasmo und die Klangkantine bieten, ist nicht immer klassischer HipHop, geschweige denn »moderner« Rap. Meistens näher an Spoken Word, vor allem auch durch die musikalische Unterstützung der Klangkantine, fühlt man sich mehr, als man es heute gewohnt ist, in einer Aufführung. Und diese Aufführung ist der rote Faden, der sich durch das neue Album zieht. Jeder Song erzählt eine Story, die vielen von uns oft nur zu bekannt ist. »Das gute Leben«, das wir uns alle wünschen, und die »Friends«, die wir alle irgendwo haben. Mit denen wir vieles erleben und doch ist mit der Zeit alles anders, als man es kennt. Der Alterungsprozess geht an niemandem vorüber und vor lauter Alltag sieht man sich halt dann doch nicht mehr. Wichtiger wird der Jobtitel und der eigene Status – die Zeit der Rebellion ist längst vorbei. Im Ganzen wirkt »Augen auf und durch« weniger politisch als vorherige Alben, sondern ist eher dem Kampf mit dem eigenen Leben und dem Älterwerden gewidmet. Aber ganz ohne Sozialkritik geht bei Yasmo dann auch nicht. Auf »Alles außer« – dem wohl politischsten Track auf dem Album – wird mit den reaktionären Ansichten der Landbevölkerung und/oder Nazis abgerechnet. Man fühlt sich an Monobrother erinnert und sieht sich moralisch auf der sicheren Seite. Bis man dann mit dem wunderbaren Track »Geh ma net« wieder auf dem Boden der Realität landet. Ob Paketzusteller oder willhaben: Klar haben wir Verständnis für unterbezahlte Arbeiter oder »Was letzte Preis?«-Fragen, aber irgendwie geht uns das alles doch sehr am Oasch. Wo wir doch so rücksichtsvoll sind und eigentlich die vernünftigen Menschen, denen nicht alles egal ist. Eben bis es uns dann selbst betrifft. Der gefühlte Abschlusstrack – der aber der vorletzte Track ist – »Bussi Baba« holt dann die Hörer*innen wieder zurück in die eigene Welt. Vertrautes, Erlebtes, Erinnerungen, Müdigkeit, Resignation – und doch irgendwie auch die Zufriedenheit in einer Wohnung, in der man viel Zeit verbracht hat, nur um diesen Abschnitt dann zu beenden. Am Ende ist die Aufführung in zwölf Tracks vorbei und es war diesmal nicht »Peter und der Wolf«, sondern eben Yasmo und die Klangkantine – eine Performance, die live sicher noch mehr begeistert – zum Beispiel am Freitag, dem 12. Dezember 2025 in der Arena Wien.
Yasmo und die Klangkantine
»Augen auf und durch«
Ink Music
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