»??Ya Know? «, das zweite Album von Joey Ramone das nach dessen Ableben veröffentlicht wird, stellt den wohlwollenden Kritiker vor ein Dilemma. Wissend, dass dieser Mann mit den Ramones der Rockmusik zum richtigen Zeitpunkt den notwendigen Arschtritt verpasst hat, dass er mit seinem Stil einer ganzen Ära den Stempel aufgedrückt hat und dass ganz einfach einige der aufregendsten Rocksongs auf sein Konto gehen, hat man schon seine liebe Not mit »??Ya Know? «. De Mortuis nil nisi bene gebietet noch dazu der Anstand, nur Gutes solle man von den Toten sagen. Die Vermutung jedoch, dass den Autor bei allzu blumigen Umschreibungen der Peinlichkeiten auf »??Ya Know? « schlimme Gewissensbisse plagen würden, verlangt letztlich nach schonungsloser Ehrlichkeit. »??Ya Know? « ist kein adäquater Schlussstrich unter das Schaffen von Joey Ramone. Es stellt sich die Frage, ob der übertrieben fette Sound in Songs wie »Rock?N?Roll Is The Answer« oder »Cabin Fever« von Joey Ramone gewünscht war oder vielmehr post mortem an seinem Werk Schindluder getrieben wurde; vermutlich handelte es sich um eine Mischung aus beidem. Die Plattitüden ziehen sich durch das gesamte Album (»21st Century Girl«, »Going Nowhere Fast«). Songs nach dem Cock Rock-Bastelset. Dabei wären mit Joeys Bruder Mickey Leigh als treibender Kraft hinter dem Release und Co-Produzent Ed Stasium doch kompetente Menschen am Werk gewesen. Diverse Gastauftritte von unter anderem Joan Jett, Richie Ramone und Mitgliedern der Dictators helfen dem Album insgesamt ebensowenig über seine Austauschbarkeit hinaus, wie vereinzelte Lichtblicke, darunter das poppige »What Did I Do To Deserve You« oder die Motown-Reminiszenz »Party Line«. Denn wo alles dunkel ist, kann man schon das schwächste Licht klar erkennen. Und wenn vorne »Ramone« drauf steht, ist das einfach zu wenig.
Joey Ramone
»??Ya Know?«
Mutated Music
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