Jazzorchester Vorarlberg © Karin Nussbaumer
Jazzorchester Vorarlberg © Karin Nussbaumer

Wo weniger auch mehr sein kann

3 Tage Jazz, die kleine Schwester des Jazzfestivals Saalfelden, findet vom 23. bis 25. Jänner 2026 zum neunten Mal statt. Durch die Reduktion auf einige wenige, dafür aber äußerst handverlesene Konzerte, lädt das Festival nicht zuletzt zum genauen Hinhören und ausgiebigen Auskosten ein.

Wer kennt sie nicht, die Schilderungen von fast schon sektiererisch-verklärten Jazzfans, die gar nicht genug von ihrer Musik bekommen können. Jedes Konzert wird gewissenhaft aufgesogen, jede Sekunde ausgiebig analysiert und es gilt, vor allem im Festivalrahmen möglichst viele Konzert mitzunehmen. Doch die Gegenwart ist generell schon schnelllebig und reizüberflutet. Glück kann somit auch bedeuten, sich auf das Wenige umso genauer konzentrieren zu können. Genau das ist bei 3 Tage Jazz der Fall: Einst als Ableger des Jazzfestivals Saalfelden geplant, mithin vielleicht auch eine Idee im touristischen Kontext, um auch den Winter mit Jazz zu bespielen und somit ein dementsprechendes Publikum anzuziehen, hat sich das kleine, aber äußerst feine Festival stark gemausert und muss sich ganz und gar nicht verstecken.

Die selbsternannte kompakte und erlesene Winterausgabe des renommierten großen Festivalbruders legt 2026 – neben einem feinen Line-up – wieder Fokus auf interessante und außergewöhnliche Spielstätten. Neben dem altbekannten, altgedienten, aber urgemütlichen und ansprechenden Kunsthaus Nexus sind das beispielsweise die Stadtpfarrkirche Saalfelden, das Asitzbräu und das Bergbau- und Gotikmuseum Leogang. Diese an sich schon spannenden Formen werden heuer wieder gehörig mit Inhalten angefüttert. Seinen Anfang nimmt die Sache bereits einen Tag vor offiziellem Festivalbeginn, am Donnerstag, dem 22. Jänner 2026, an dem der Film »Jazz in Österreich – von der Befreiung zum Neubeginn« gezeigt wird. Dieser Dokumentarfilm streicht die zentrale Rolle des Jazz in der Nachkriegszeit heraus und setzt damit auch schon den Ton für das Festival. 

Sofia Labropoulou und Christian Reiner © Sotiris Bekas

Jazz mit Befreiungspotenzial, von Duo bis Ensemble

Dass Jazz im Hier und Jetzt womöglich nicht mehr die Welt umstürzen wird und tatsächliche Befreiung aus verkrusteten Gesellschaftsnormen bringt, ist dabei sekundär. Immer noch liegt enormes, individuelles Befreiungspotenzial in dieser ganz besonderen Spielart der Popularmusik, die meist nicht den einfachsten und naheliegendsten Weg wählt, sondern Komplexität und Umwege nicht scheut. Den Beweis für diese Tatsache tritt am 23. Jänner das Duo aus Colin Vallon am Fender Rhodes und Vincent Courtois am Cello an. Ein passenderer Ort für deren Art zu musizieren als die Stadtpfarrkirche ließe sich kaum ausdenken. 

Gegen Abend geht es dann mit dem Jazzorchester Vorarlberg deutlich packender zu, dieses Mal im Kunsthaus Nexus. Die Bandbreite des Jazz wird damit bestens abgebildet. Auch unterwegs bei den 3 Tagen Jazz finden sich allerhand Jazzschmankerl, die nachhallen und danach schreien, genüsslich verkostet zu werden. Als besonderes Highlight sollte sich abermals ein Duo entpuppen, dieses Mal bestehend aus Sofia Labropoulou und Christian Reiner. Der experimentelle Zugang zu Sprache, Wort und Klang verspricht eine abenteuerliche Reise in die Randgebiete von Jazz und improvisierter Musik.

Link: https://www.jazzsaalfelden.com/de/3-Tage-Jazz-2026 

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