Atmosphäre im Black Metal bezieht sich in der Regel auf das Gefühl der Kälte. Eis und Schnee dominieren das Klangbild, das erklärt sich schon historisch, denn wo kommt er her, der klassische Black Metal, richtig, aus dem Norden Europas. Wayfarer hingegen weisen Colorado als Heimat aus, eine Region, die Bilderbuchkulissen für Western bereithält: Die Rocky Mountains, den Rio Grande, die Great Plains … und daher bedeutet bei Wayfarer Atmosphäre Hitze, Staub, ein endloser Horizont in der Ebene, und wenn’s in die Berge geht, mag sein, dass auch mal Schnee fällt. Der Sound von Wayfarer fällt aber in der Hauptsache warm aus, USBM-Bands wie Wolves In The Throne Room haben im Klangbild der Band keine Spuren hinterlassen. Wayfarer spielen eine eigenständige und stimmige Americana-Variante, die ihre Vorbilder eher jenseits des Black Metal findet: 16 Horsepower, Wovenhand, Earth (vor allem: »Hex; or Printing in the Infernal Method«), Bruce Langhornes »Hired Hand« Soundtrack … in der Summe ein durch und durch cineastischer Sound, der zu grimmigen Filmen wie »There Will Be Blood« passt, und auch textlich setzen sich die Amerikaner – kritisch, nostalgisch – damit auseinander, wie der Westen gewonnen wurde. »American Gothic« ist bereits das fünfte Album der Band, und schon mit dem plakativen, geschichtsträchtigen Titel ihres Albums (das Bild von Grant Wood ist eine kunsthistorische und popkulturelle Ikone) greifen sie in die Vollen – und verheben sich auch nicht an ihrer selbst gestellten Aufgabe, im Gegenteil: Das Album ist der erwartete große Wurf, das erste für Century Media, den Branchenriesen, wo ja auch seit einiger Zeit Blood Incantation zuhause sind. Isaac Faulk spielt bei beiden Bands Schlagzeug, das noch als Qualitätsmerkmal und zusätzlicher Hinweis, dass hier nicht gepfuscht wird. »American Gothic« ist für mich ein »Album des Jahres«.
Wayfarer
»American Gothic«
Century Media
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