Sarah Huckabee Sanders, die Sprecherin des Weißen Hauses, wurde vor Kurzem aus einem Restaurant gewiesen, weil die Besitzerin ihre persönlichen Werte durch die Anwesenheit Sanders’ verletzt sah. Die Frau ist gut zu verstehen, schließlich zeigt Sanders eine Bereitschaft zu Lüge, Häme, Manipulation und Unterdrückung, die widerwertig ist. Die Sprecherin von Donald Trump ist um keine noch so herbeigeholte Ausrede verlegen, wenn es ihr darum geht, ihren Don zu rechtfertigen. Keine Frage, Sanders macht sich schuldig am Verrat von Verfassung und Gewaltenteilung in den USA und der Restaurantbesitzerin gebührt Achtung dafür, dass sie dies artikuliert. Dennoch war es falsch, Sanders aus dem Restaurant zu werfen.
Wandervogel KaKu
Die Sprecherin Sanders war in dem Gasthaus als Privatperson und sie hat das Recht auf ein normales bürgerliches Leben, auch wenn sie dies durch ihre politische Arbeit anderen verwehrt oder erschwert. Letzteres muss aber im Feld des Politischen selbst bekämpft werden, idealerweise in der Abwahl der Trump-Administration. Deswegen sollte auch der österreichische Bundeskanzler Kurz in aller Ruhe seine Wurstsemmel im Park essen können, wenn ihm danach ist. Nur, das macht er ja nicht. Sebastian Kurz hat die Privatperson Sebastian Kurz vor vielen Jahren abgeschafft. Was heute von ihm zu sehen ist, ist immer und zu jedem Zeitpunkt der Avatar, die Pappfigur mit der Aufschrift »Bundeskanzler Rep.Ö. – Neuer Stil der Harmonie – Der Umbau hat begonnen – Bewegung Türkis« oder wie der Schas halt gerade gelabelt wird.
Sebastian Kurz ist in seinem Kern ein Framing-Ergebnis. Als solcher hat er nicht das Recht, den öffentlichen Raum für seine Inszenierung zu nutzen. Sobald Kurz ein Süppchen schlürft, lächelt er über den Tellerrand und will uns sagen »Neue österreichische Suppe der Harmonie«. Um ihm diese Suppe zu versalzen, ruft skug dazu auf, den KaKu (kurz für Kanzler Kurz) bei seinem Wandertag zu besuchen. Wohlgemerkt geht es dabei nicht um die Person oder den Menschen Kurz, sondern gegen das, wofür dieser steht. Dem KaKu vorzuwerfen, er sei ein schlechter Politiker, ist wohlfeil, da gibt es unzählige andere auch. Aber seine Masche, das Primat auf die Inszenierung und die Täuschung der Öffentlichkeit zu legen, das hat eine neue Dimension erreicht und gehört gründlich bekämpft.
Unter Claqueuren
Übrigens sehen dies längst viele so, selbst konservative Blätter wie beispielsweise die »Kleine Zeitung«. Unlängst bewertete sie die bisherige Arbeit der Bundesregierung und urteilte über den KaKu, er »führe die Öffentlichkeit geschickt an der Nase herum«. Warum er für diese Leistung als Note einen Zweier bekam, wird die Redaktion der »Kleinen« sicherlich in nächtlichen Selbstgesprächen sorgfältig erwogen haben. Die Frage ist allerdings brennend: Wenn alle das Spiel durchschaut haben, warum macht dann noch jemand mit? Genaugenommen macht es niemand. Der KaKu kann längst nicht mehr in die Öffentlichkeit gehen und konnte dies auch während seines Wahlkampfes nicht. Geht er unter Leute, wird er sorgfältig von begeistert hantierenden Claqueuren abgeschirmt. Die Tragik dieses lächerlichen Königsdramas liegt darin, dass die jungen Burschis und Mädels »ihren Sebastian« meist verabscheuen und auf eine feinstoffliche Weise vielleicht sogar hassen. Auch der dümmste Mensch kann keine substanzlose Erscheinung lieben, sondern dies nur vortäuschen, woraufhin man aber schnell verbittert. Es ist im Grunde unmöglich, »den Sebastian Kurz« zu bewundern, weil es ihn strenggenommen gar nicht gibt. Die Jubilierenden kleben letztlich an der Inszenierung des KaKu aus persönlicher Erfolgsgeilheit. Man weiß sich eben gegenseitig zu nutzen (oder glaubt dies zumindest).
Also heißt es jetzt, Bergschuh umgeschnallt und auf, auf zum fröhlichen Wandern. Bei Gelegenheit sollten während des Wandertags dem KaKu gewisse Fragen gestellt werden (notfalls per Zuruf), z. B. »Herr Kanzler, hat die Industriellenvereinigung die Route vorgegeben?«, »Wann wandert der Kickl in den Häfn?« oder »Werden alle Menschen wieder frei durch Europa wandern dürfen?« Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Es verspricht, ein netter Tag zu werden, der klar macht: Wer versucht das Land zu usurpieren und seiner Inszenierung unterzuordnen, der kann sich nicht mit seinen Jubelhanseln im Wald verstecken. (Sollte jetzt übrigens jemand glauben, skug stiege in die Niederungen parteipolitischer Stellungnahmen hinab, lese er bitte hier nach: Kern war kaum besser als Kurz.)
Veranstaltungsdaten: Innerhalb der Sommertour »Bergauf, Österreich!« findet am 29. Juli 2018 von 9:00 bis 14:00 Uhr die Wanderung zum Fadensattel statt.
Treffpunkt: Losenheimer Straße 103, 2734 Puchberg am Schneeberg.