Unverhofft kommt oft und auf diese Weise lasse ich mich gerne überraschen. Ohne viel Gewese haben Volcano the Bear am 29. August 2025 ein neues Album veröffentlicht bzw. eine auf dreißig Exemplare begrenzte Kleinstauflage einer Lathe-Cut 12-Inch und 7-Inch, die gemeinsam unter dem Titel »Proganoff Novoliage« firmieren. Der Erwerb dieses Artefakts ist nicht günstig, aber wir wollen nicht wieder davon anfangen, sondern uns auf die Musik konzentrieren. Kurz zur Historie: Volcano the Bear, gegründet Mitte der 1990er-Jahre, sind eine jener Formationen, die – dem technischen Stand der Dinge dieser Jahre folgend – zunächst eine Handvoll CD-Rs im Eigenverlag veröffentlichte, bevor sie um 2000 herum und über Labels wie Misra und United Diaries ein etwas größer werdendes Publikum erreichten. Ihre beiden Alben für das amerikanische Label Beta-Lactam Ring, »Admist the Noise and Twigs« (2007) und »Classic Erasmus Fusion« (2006), dürfen als Klassiker an der Schnittstelle von Noise und Post-Industrial und improvisierter Musik gelten. Die Band besteht bis heute aus Aaron Moore, Daniel Padden, Nick Mott und Laurence Coleman, wobei die beiden letztgenannten ab einem bestimmten Zeitpunkt zu Live-Auftritten von Volcano the Bear durch Abwesenheit glänzten. Aber man sah und sieht das nicht so eng und zumindest an Studioaufnahmen waren oft alle vier Mitglieder beteiligt, mal mehr, mal weniger. So auch auf »Proganoff Novoliage«. Und was machen sie? Inspirierten Krach, könnte man sagen. In musikalischer Nachbarschaft zu anderen experimentierfreudigen Gruppen mit Liebe zum Geräusch und anderem atonalem Schabernack, wie beispielsweise die L.A. Free Music Society oder Nurse With Wound, schrauben auch Volcano the Bear allerlei disparates musikalisches Material zusammen und bringen so vor allem zum Ausdruck, was ihrem unerschrockenen Forschungsdrang entspricht: Klänge jenseits des Konventionellen, Gewöhnlichen oder Vorhersehbaren. Aus den kalkuliert-collagierten Kakophonien treten aber immer wieder Melodien hervor, die helfen, beim Zuhören den Faden nicht zu verlieren. Darin zeigt sich sozusagen die Kunst von Volcano the Bear: Irgendwie bleibt was hängen, auf krude Weise kommt eine verspielte Musikalität zum Ausdruck, die letztlich auch ihre Stehgreifmusik von bloß zufallsgeleitetem Dilettantismus unterscheidet. Volcano the Bear machen nicht einfach irgendwas und versuchen dann, damit durchzukommen, sondern sie wissen schon genau, was sie tun, auch wenn sie vorher nicht genau wissen können, wohin die Lust am Klangexperiment sie tragen wird. So ist das mit guter improvisierter Live-Musik bzw. im Studio von kundiger Hand arrangierten Noise-Fetzen und Krach-Flicken. Volcano the Bear beherrschen ihr Handwerk live wie im Studio aus dem Effeff. Schön, dass sie mal wieder von sich hören lassen haben.
Volcano the Bear
»Proganoff Novoliage«
Self-Release
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