Babyjoy hab’ ich seit 2021 auf dem Musikradar, damals erschien ihre erste EP »Troubadour« mit »Viele Leute gucken« und »Tourne en rond« auf Powerplay. 2022 folgte die zweite EP »Ophelia« mit dem starken Titeltrack und »Wenn du weinst« als persönlichen Favoriten. Davor, danach und dazwischen gab’s einige vielversprechende Singles (»Traum«, »Ich mach es besser«, »Wenn wir viben«) und bemerkenswerte Collabs (badchieff, Ahzumjot, Longus Mongus). Es war aber vor allem die Mischung aus französischem HipHop und deutschem R’n’B – oder auch umgekehrt – in Kombination mit Joy Grants charakteristisch samtiger Stimme, die von Anfang an ins Ohr ging und an den grauen Zellen hängenblieb. Nachdem die für 2024 geplante Tour ebenso wie das Debütalbum längere Zeit verschoben wurden, kommt 2025 endlich beides ins Rollen und führte Babyjoy – mit lokalem Support von Chovo – am 16. Jänner auch nach Wien ins B72.
Was als erstes auffällt, ist der hohe Frauenanteil auf wie vor der Bühne. Sowohl Chovo als auch Babyjoy performen mit männlichem DJ, Joy hat außerdem zwei Tänzerinnen an ihrer Seite (Anm. Flo: besonders die linke Tänzerin war dabei ganz in ihrer eigenen Welt), das Publikum ist zu 99 Prozent weiblich, nur in den hinteren Rängen haben sich einige männliche Fans und Boyfriends eingeparkt (Anm. Flo: die das halbe Konzert über miteinander getratscht haben *rolleyes*). Der Crowd tut das nicht schlecht: Shaken statt Moshen, Mitsingen statt Grölen und Lichtermeer statt Bierpfützen, so kann HipHop von mir aus gern öfter sein. Entsprechend wohl scheinen sich alle Anwesenden zu fühlen, das Publikum ist enthusiastisch und Babyjoy trotz anfänglicher Shyness zum Plaudern aufgelegt, über Fangirling und Tinnitus und Pläne, in den kommenden Wochen die ersten Single-Auskoppelungen aus dem angekündigten Debüt-Tape zu veröffentlichen.
Die Reihenfolge ist dabei noch unklar, einen Vorgeschmack gibt’s aber schon in Form einiger neuer Tracks wie »Gestern/heute«, »Ich will weg« und »Vorbei«, die sich unter die routiniert vorgetragenen »greatest hits so far« mischen (Anm. Flo: ich mag die alten Sachen ja am meisten, die waren noch rappiger, und mit »Troubadour« war Babyjoy 2021 sogar auf Platz 8 meiner Top-10-Jahresliste). Dabei stehen melancholische Songs mit persönlichen Themen Seite an Seite mit Party-Bangern, die den Soundtrack für die nächste »Clubnacht« liefern können – das gilt v. a. für das Drum’n’Bass-lastige Sugarbabes-Rework »Gestern/heute«, das sich bei der Live-Testgruppe im B72 schnell als Publikumsliebling etabliert und (mangels Backstage-Fluchtmöglichkeit) das Zweitzugaben-Ranking anführt. Mehr davon hoffentlich bald auf der Streaming-Plattform unseres Vertrauens – derweil danke an Babyjoy und Chovo für einen chilligen Konzertabend im B72.