Wenn man die Hülle der ersten Solo-CD der Wiener Pianistin Verena Zeiner in Händen hält, sticht einem zunächst die schlichte Ausdruckskraft des Covers ins Auge. Mit ausgestrecktem Arm betrachtet, sieht die Zeichnung auf der Vorderseite zunächst nicht weiter ungewöhnlich aus. Betrachtet man das Bild jedoch aus nächster Nähe, zerfällt es in tausende schwarze Punkte, die zusammen einen Teil des Gesichtes der Pianistin darstellen. Ein wundervoller Einstand bereits vor dem Hören des Albums, das sich einem in sehr ähnlicher Hinsicht erschließt. Über den Verlauf von drei Jahren an verschiedenen Orten aufgenommen, verschmelzen die einzelnen, unabhängigen Meditationen auf diesem Album zu einem schlüssigen Ganzen, dessen Geheimnisse sich einem doch nie ganz offenbaren. Es versetzt in nachdenkliche, reflektive Stimmungen, die zum Verweilen zwischen den Ecken und Enden der Kompositionen einladen. Zeiner beschränkt sich auf »In Between Now And Then« nicht auf das Klavier, auch Ambient-Sounds und dem Klavier auf unkonventionelle Art und Weise entlockte Geräusche tauchen immer wieder auf: entfachte Feuer oder Sounds, die gezupften Fahrradspeichen ähneln, untermalen einige der Stücke mit einer subtilen, aber dennoch tragenden Rolle.
Dadurch sowie durch den großen Interpretationsspielraum, den die Kompositionen bieten, wird die bereits erwähnte Nachdenklichkeit zum zentralen Thema dieses Albums. Überlegungen zwischen jetzt und »dann«, ob das nun Vergangenheit oder Zukunft sein mag. Weitgehend von offensichtlich hörbaren Einflüssen entkoppelt, entwickelt Verena Zeiner einen ganz persönlichen Sound, der weniger auf technisches Können anspielt, sondern in einer innigen Verbundenheit mit dem Instrument fußt, die alles andere in den Hintergrund stellt. Das titelgebende Stück »In Between Now And Then« ist ein hervorhebenswertes Beispiel für Zeiners Umgang mit Raum, verdeutlicht durch lang ausklingende Akkorde und gelegentlich eingestreute, teils tonal sperrige Melodielinien in den oberen Registern, die eine bedingungslose Ruhe verhindern. »Letters From A Young Painter« basiert auf rückwärts abgespielten Klavier-Sounds, die von scharf angeschlagenen Akkorden kontrastiert werden. Geradezu überraschend kommt da das Schlussstück des Albums, »At Ease«, das mit seiner repetitiv-melodiösen Linie der linken Hand und der melancholisch verträumten Rechten einen überraschend kantablen Punkt hinter ein sonst so intuitives und winkeliges Werk setzt. »In Between Now And Then« ist ein in Gedanken versunkenes, meditatives Werk, dessen Schönheit sich nur denen offenbart, die sich ihm in absoluter Ruhe und Besonnenheit widmen.