Eine der Neuentdeckungen von Klangzeit ist Katarina Gryvul aus Lviv. Der Ukraine-Krieg zeitigte bei ihr Folgen wie absolute Gelähmtheit. »Zemlya«, aufgeführt beim musikprotokoll 2022, ist Gryvuls erste Komposition nach Kriegsausbruch. Ausgangspunkt der überaus eindringlichen Hommage an ihr Heimatland Ukraine ist ihr Atem, auf Recording festgehalten während einer nächtlichen Panikattacke. Von ihr wird Klangzeit das ebenso beeindruckende zehnminütige Video »A day that could have existed« aufführen. Mia Zabelka, Kuratorin des südsteirisch-österreichischen Klangzeit-Beitrags, verrät, was am zweiten November-Wochenende sonst noch los sein wird, online und on-site.
skug: phonoECHOES ist der Talentwettbewerb von Klangzeit und 2022 istnur eine Frau in der engeren Auswahl: Antonia Manhartsberger. Könntesie reüssieren mit »Gýro«? Bzw. was ist deines Erachtens der Grund fürden Männerüberschuss?
Ja, ich hoffe schon, dass sie reüssiert. Es gibt aber noch eine zweite Frau, ZlataZhidkova, in der Gruppe MMEZAJ (Emanuel Križić, Artem Sivashenko, MartinSimpson, Joseph Böhm, Zlata Zhidkova, Max Reiner). Es gab diesmal wenigerEinreichungen von Frauen und die Jury hat sich eben für diese fünfFinalist*innen entschieden. Ich habe ja als Vorsitzende kein Stimmrecht.
Warum findet die diesjährige Klangzeit nicht im Klanghaus Untergreithstatt? Und wie weit entfernt davon ist der Buschenschank WUTTE inFresing? Scheint eine sehr heimeliger Aufführungsort zu werden …
Die Einbeziehung des lokalen Publikums ist ein wesentlicher Aspekt unsererKlanghaus-Projekte. In der Buschenschank WUTTE wird sich das lokalePublikum mit unseren Stammgästen mischen. Wir veranstalten sozusagen Kunstim öffentlichen, ruralen Raum. Im Klanghaus haben wir außerdem wenigerPlatz, und outdoor können wir um diese Jahreszeit nicht mehr veranstalten.
Um 17:30 Uhr startet der erste Festivaltag. Mit einem Konzert von JureTori & Bogdana Herman aus Slowenien. Akkordeonist trifft auf Pianistin/Sängerin. Was ist an diesem slowenischen Duo so speziell?
Uns ist es auch ein spezielles Anliegen, weniger bekannte (unerhörte) Musik ausder Alpen-Adria–Region zu präsentieren. Also nicht nur Sound Art undexperimentelle Musik. Bogdana ist eine schon etwas ältere Sängerin, die mit derMusik des Balkans sehr vertraut ist und diese hervorragend interpretiert. Sie istauf der ganzen Welt aufgetreten. Jure ist ein Akkordeonvirtuose, auchKomponist und für Improvisation bzw. Experiment sehr aufgeschlossen.
Nach 18:00 Uhr werden Videos gezeigt. Das passt natürlich für diegleichzeitige Online-Ausstrahlung. Was ist das jeweils Beeindruckende indiesen Audiovisuals von Christina Ruf, von Katarina Gryvul und von demfantastisch besetzten Quintett Zabelka/Icostech/Meierkord/Trinidad/Zenk?
Ruf wollte ich schon längst einladen, es ist eine großartige Ambient–Arbeit undunser Quintett bringt ein Stück aus dem neuen Album »Aftershock Vol 2.«.Katarina Gryvul schreibt über ihre Arbeit »A day that could have existed«:»Zwei unterschiedliche Städte, zwei unterschiedliche Stories – Kraków –Warsaw, Lviv – Donetsk. Man weiß nie, was plötzlich passieren könnte. Manweiß es nie.«
Bereits um 18:30 Uhr ist Auftakt zum Ausklang, die Produzentin MaschaDabelka, Begründerin einer DJ-Schule für Frauen, wird mit ihrem Set fürwelche Sounds sorgen?
Mascha Dabelka wird eher in Richtung Dark Ambient gehen, es aber auchtanzbar anlegen.
Die Interessensvertretung Austrian Composers streamt die Klangzeit 2022via YouTube-Kanal und der Londoner Festivalpartner IKLECTIK ebenso,aber auch via Twitch und Facebook-Seite. Die Frage bezieht sich aber auf das Programm der Londoner Plattform für Sound Art und experimentelleSounds: Nebst Videos von Electric Indigo und Temmel/Vrabič wird es auch Gigs von Alice Kempf – hier greifen Traumzustände, (Ver-)Störungen andsubtiler Trance ineinander – und den mitunter sehr harschen Harrga ausBristol geben. Was zeichnet die jeweiligen Acts aus? Außerdem: Steht der Auftakt-Artist mittlerweile fest?
Wolfgang Temmel/Sašo Vrabič haben gemeinsam eine Arbeit speziell für dasKlanghaus entwickelt. Es geht um die Auseinandersetzung mit Raum, Zeit undKlang. Das Werk von Electric Indigo hat IKLECTIK ausgewählt. Harrga sind ein Spoken-Word-Act mit Harsh Noise, Alice Kempf arbeitet transdisziplinär. Ja, der erste Artist steht nun auch schon fest: Vera Bremerton und The Seer.
Link: https://klang-haus.at/de/latest-news/jahresprogramm-2022/