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Twentytwentyone + Diissc Orchestra

»Split LP«

Lithuanian Music Information Center

Es ist ein Split. Die A-Seite wurde vom Twentytwentyone Laptop-Quartett bestellt – der Name lässt schon erahnen, dass es hier um die Verbindung der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts geht und wie sie aufeinander wirken. Als Arbeitsmittel nutzen die MusikerInnen Seiten von Cornelius Cardews’ (AMM) »Treatise«, ein – vorsichtig ausgedrückt – interessant zu interpretierender Notentext. Titel ihres Beitrags: »Treatise Trampoline«. JedeR der vier hat sich Seiten von »Treatise« ausgesucht und am Ende wurden die Ergebnisse zusammengeknüpft, es ist also ein fröhliches Hin-und-her-Springen zwischen den einzelnen Interpretationen. Ernte: Reichhaltig. Eklektisch. Intensiv. Der andere Acker, also Seite B, wurde bestellt von den vier Musikern des Diissc-Orchesters. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das in der Regel eine Varietät von Abspielgeräten, Stoppuhren u.v.m. zur Hilfe nimmt, um Kompositionen zu schaffen, in denen die Hörenden dazu angehalten sind, nicht bloß die Töne zu interpretieren, sondern den spezifischen Medien eigenen Sound selbst wahrzunehmen und zu hören. Gleichzeitig verschaffen diese Aufnahmen durch diese »Störgeräusche« sogenannte hauntologische Momente, wo wieder nicht die »eigentliche« Musik ausschlaggebend ist, sondern die heraufbeschworenen Erinnerungen an eine Vergangenheit. Nicht eine Vergangenheit im Proust’schen Sinne, eine Vergangenheit, die nie erlebt wurde, sondern konkret im nostalgischen Sinne von bereits Erlebtem. In dem Knacken und Kratzen der Platte liegt Vergangenheit versteckt. Eine Möglichkeit, um in einer äußerst schnelllebigen Zeit die Verbindung zur Vergangenheit aufrecht zu erhalten, indem durch Sampling, durch ein Einfließenlassen von Erinnerungsschnipseln selbige reproduziert wird. Andererseits ist Nostalgie auch ein Zeichen dafür, dass man sich mit der Gegenwart nicht abfindet und die Vergangenheit positiv auflädt, verklärt, neu erfindet. Vergangenheit ist nicht so, wie sie war, sondern wie man sie gerne hat. In diesem Fall werde jedoch gekonnt »Objekte«, die Erinnerungen affizieren, so bearbeitet, dass man von einer produktiven Verarbeitung sprechen kann und nicht einem bloßen Wiederkäuen. Die Neuinterpretation der »Treatises« sind allemal spannend, und die zweite Seite hat viele äußerst gekonnte, gefinkelte Ideen, Spielereien, dramatische Elemente, Überraschungen. Interessantes Experiment.

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