Nach »Nothing Is True« und »Everything Is Permitted« ist »Truth Is Simple To Consume« das dritte Album der Formation des Trompeters Mario Rom mit Lukas Kranzelbinder am Bass und Herbert Pirker an den Drums. Die am Cover abgelichteten Weiten sorgen nicht nur dafür, dass man diese CD eher aus dem Stapel nimmt als andere, sondern veranschaulicht auch das weitwinkelige Hörerlebnis, das die HörerInnen dieses Albums erwartet. Die Musiker stehen aufrecht auf einer Klippe, ein Bild, das bei Stücken wie »Freedom Of Thought« oder »Pleasure As Relief« nicht aus dem Kopf zu bekommen ist. Gerade wenn jedoch derartige Höhenflüge, getragen von Pirkers energetischem Schlagzeugspiel, einen zu ersticken drohen, wirken musikalische Talfahrten wie »Change Of Truth« oder das bluesig-coole »Black Lodge« entschleunigend entgegen. Spannungsbögen werden aufgebaut und wieder niedergerissen, etwas wofür die Band international gelobt und gefeiert wird. Die Energie ihrer Live-Auftritte hat bereits sowohl Publikum als auch Kritiker auf renommierten Festivals wie dem Montreal Jazz Festival oder dem Rochester Jazz Festival begeistert. Auf den ausschließlich von Mario Rom komponierten Stücken entwickeln die drei Musiker ein außergewöhnlich luftiges, harmonisches, aber immer leicht miteinander ringendes Zusammenspiel. Roms Trompetensounds reichen von roh und ungeschliffen bis weich und rund, Pirker und Kranzelbinder folgen, ohne je vorzustoßen. Die ganz besonderen Momente auf »Truth Is Simple To Consume« sind fast immer die reduzierten Stücke und Passagen, beispielsweise der Album-Closer »Black Cloud« oder das eingangs erwähnte »Black Lodge«, die von dunklen, schleppenden Bassriffs und achtsam reduzierten, aber immer spielerischen Drum-Grooves getragen werden. Das im Jazz eher vernachlässigte Format des Musikvideos weiß die Interzone als weiteres Instrument zu verwenden. Der Kurzfilm »Truth is Simple To Consume – Episode One« bildet zur musikalischen Erzählung des Trios eine visuelle Konkretisierung, die das Hörerlebnis einerseits ein wenig einschränkt, aber andererseits auch einen neuen Blickwinkel auf die Musik ermöglicht.
Simple To Consume ist diese CD nicht, und das ist auch gut so. Denn nur wer sich auf die Entwicklungen, die dieses Album durchläuft, einlässt, wird in den Genuss der (Ent-)Spannungsfelder kommen, die zwischen den notengefüllten und luftleeren Räumen entstehen.