Entfernte Stimmen aus der Düsternis kommen näher, eine Hand bis zwei Hände voll Frauen in dunklem Gewand und mit ernsten Mienen, die Trondheim Voices, treffen auf den Sound-Ingenieur Asle Karstad, um ihre düsteren Rituale mit Hilfe seiner Tonzauberei im Rahmen einer heiligen Messe abzuhalten. Zur Messe gehört natürlich auch die Performance derselben, in diesem Falle tragen die Sängerinnen kleine, kabellose Kontrollboxen, die ihnen beim Singen erlauben, ihre Stimmen auf vielfältige Weise nach ihren Wünschen während der Live-Performance zu verändern. »Maccatrols« heißen diese exklusiv für dieses Ensemble von Asle Karstad und Arnvid Lau Karstad entwickelten Maschinen. Und das Ergebnis dieser Aufnahmen nennt sich »Rooms & Rituals«. Das so benannte Album besteht nun aus einer Sammlung von Live-Aufnahmen, die nach dieser Façon aufgenommen wurden, u. a. in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Wow! Welch passender Ort für diese meditative Erfahrung! Gregorianischer Choral 2000. Björk’sche Süße trifft auf Meredith Monk’sche Sprech-Akt-Kunst, in hellen Momenten hat es das Verträumt-Verspielte von Sigur Rós, in düsteren Momenten die endlose Schwärze von Deathprods’ »Morals & Dogma«, einem der vielen Aliase Helge Stens, der zudem auch live mit ihnen arbeitet. Nebelumgeistert, Klänge wie aus Wolken, wütende Schreie, elektronisches Gefiepse, vereinzelt wird ein Rhythmus vorgegeben. Dramatisch, theatralisch, verwegen. Wie schön, dass die Bereiche des Ambients immer weiter und neu ausgelotet werden und Perlen hervorzaubern. Dies ist ein Beispiel.
Trondheim Voices + Asle Karstad
»Rooms & Rituals«
Grappa Musikkforlag
Text
Lutz Vössing
Veröffentlichung
18.07.2018
Schlagwörter
Asle Karstad
Grappa Musikkforlag
Trondheim Voices
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