Da ist es also, das neue Album eines der gehyptesten Deutschrap-Projekte, Rapper Trettmann und Producer-Trio KitschKrieg. Das erste Album dieses Projekts »#DIY« (2017) gilt als eines der besten deutschsprachigen Alben der Gegenwart, das zweite Album »Trettmann« (2019) konnte mit den Ansprüchen, die durch das erste Album entstanden sind, nicht ganz mithalten. Das aktuelle, dritte Album wird das letzte dieser Konstellation an Ausnahmekünstler*innen sein, man wolle sich nicht wiederholen und relevant bleiben. Auf »Insomnia« finden sich wie gewohnt einige Features, über manche Namen freut man sich, über andere weniger. Gemeinsam haben alle, dass sich die Gastmusiker*innen meist nur für wenige Zeilen, die dann wiederholt werden, am Song beteiligen. Das funktioniert gut bei Herbert Grönemeyer, weniger gut bei Lena (Meyer-Landrut) und Henning Mey, deren Parts wenig zu den Songs beitragen. Aus der Reihe tanzen die Features von Nina Chuba und Bilderbuch. Nina Chuba, im Moment everybody’s darling der deutschen Musikindustrie, liefert einen sehr starken Part auf dem Dancehall-Track »Tauchen«. Bilderbuchs Feature ist besonders beeindruckend, die Melodie von »Im Loop« ist ein Gitarrenlick, der unverkennbar vom Gitarristen der Band, Mizzy Blue, stammt, auf die Stimme von Maurice Ernst wartet man allerdings vergebens. Die besten Songs auf dem Album sind aber jene ohne Gäste, besonders der Titeltrack »Insomnia« überzeugt. Der Song handelt von Trettmanns Liebe zur Nacht, davon, dass in der Nacht niemand Ansprüche an sich stellt, sondern Raum nur für einen selbst da ist. Dieser Longplayer soll laut seinen Interpret*innen in einem Stück, ohne Shuffle und im Loop gehört werden, weshalb auch das »Outro« nahtlos wieder ins Intro übergeht. Diese Art zu Hören macht Sinn, denn das Album ist als Zyklus gedacht. Zu Beginn finden sich eher Tiefpunkte und traurigere Songs und zum Ende hin bauen sich tanzbare Tracks auf, bis der Spannungsbogen im letzten Track wieder zerfällt. Trettmann und Kitschkrieg hinterlassen uns mit »Insomnia« ein gelungenes letztes Album, das zwar nicht mit »#DIY« mithalten kann, aber dennoch ein hörenswertes Finale dieser genialen Kombo ist, schon allein wegen der minimalistischen und kristallklaren Produktion. Man darf gespannt sein, wie es für die Artists weitergeht, KitschKrieg haben bereits angekündigt, ein Album nur mit britischen und amerikanischen Künstler*innen zu veröffentlichen, und Trettmann ist bereits mit neuen Produzenten im Studio.
Trettmann & KitschKrieg
»Insomnia«
SoulForce Records
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