Denn sowohl die Rucki Zucki Palmen Combo als auch Peter Cornelius haben in ihren Liedern den Topos gewählt, den sich auch dieses Buch vorgenommen hat: Die Insel. Die HerausgeberInnen, Kultur- und Sozialanthropologinnen Heidi Weinhäupl und Margit Wolfsberger, zeichnen ein differenziertes Bild von »Trauminseln«: Einerseits als verklärte Reiseziele und andererseits als an der Realität zerbrochene Utopien. Die AutorInnen beschäftigen sich mit diesem Spannungsfeld und zeigen am Beispiel von Ländern wie Mauritius, Fidschi, Kuba oder Sri Lanka, welche Stereotype für Touristen aufrecht erhalten werden: Im Falle von Fidschi sind das Südseestrände und Baden im Meer für die Erholungstouristen und der – vorgeblich nur kurze Zeit zurück liegende – Kannibalismus der indigenen Bevölkerung für die so genannten Kulturtouristen. Welche Bilder man heute von der Osterinsel und von Neuseeland hat, wird – so Margit Wolfsberger – maßgeblich durch Filme mitbestimmt: Etwa Kevin Costners Film »Rapanui« und die »Herr der Ringe«-Trilogie, die Osterinsel bzw. in Neuseeland gedreht wurden.
Ein empfehlenswertes Buch, das eher im Abseits der öffentlichen Wahrnehmung gelegene Regionen der Welt ins Zentrum rückt. Und es ist zur richtigen Zeit erschienen, denn seit dem Tsunami – auch dazu gibt es einen Beitrag – des Jahres 2004 und durch den Klimawandel sind Inseln zum Thema geworden: Durch das Ansteigen des Meeres sind die so genannten Small Islands in ihrer Existenz bedroht. Frei nach der Rucki Zucki Palmen Combo – könnten die die Small Islands bald im Meeresschaum versinken. Vielleicht hat also doch Bruce Chatwin recht, der schon in »In Patagonien« schrieb: »Inseln sind Fallen.«
Heidi Weinhäupl/Margit Wolfsberger: Trauminseln? Tourismus und Alltag in Urlaubsparadiesen (LIT: Münster: 2006)