Kaum zu glauben, was im Pressetext steht: »Threads« ist Om Units Debütalbum. Das ist deswegen schwer zu fassen, weil wir den guten Jim Coles doch schon fast anderthalb Jahrzehnte kennen. Zwar nicht unbedingt unter seinem jetzigen Pseudonym Om Unit, aber unter seinem Alias 2tall aus älteren Tagen, als es in Großbritannien an Jungle, Drum’n’Bass und Garage kein Vorbeikommen gab. Den Schwung aus dieser Zeit hat Om Unit mitgenommen und er wirft mit ihm so einige jener solide geglaubten musikalischen Festlegungen über den Haufen, die sich zwangsläufig über die Jahre an ein bestimmtes Genre heften, wenn es sich behaupten will. So steht nach dem ersten Hördurchgang bereits fest: Mit einer einzigen Etikettierung kommen wir bei der Deutung von »Threads« nicht so recht weiter, dafür bietet das Album nach dem gefühlvollen Einstieg (»The Silence«), mit seiner grimey Koketterie und der basstrunkenen Gnadenlosigkeit, den schwerfälligen Breakbeats und den kantigen Rhythmen, die sich hin und wieder auch mal in etwas Geschmeidiges verwandeln, schlichtweg zu viel an. Ûberhaupt, was ist eigentlich mit der unantastbaren Dichotomie von schnell/langsam geworden, an der sich Musikliebhaber seit jeher festzuhalten wussten, wenn gar kein anderes Merkmal zur Beschreibung mehr griff? Bei Om Unit wird irgendwie »schnelllangsam« daraus, so seltsam das auf dem Papier auch klingen mag. Man kennt so was vom Dubstep und Footwork, aber hier liegen die Dinge noch etwas anders. Denn besonders bei Om Unit ist, dass er etwas abseits der üblichen Befindlichkeiten im britischen Bassline-Business arbeitet, mit Sicherheit aber die musikalischen Debatten, die dort geführt werden, genau kennt. Nur so ist zu erklären, dass er die einzelnen Stränge des Hardcore Continuums mit viel Fingerspitzengefühl zusammenführt, ohne sich zu verheddern oder gar zu verknoten, dass man dem fertigen Gewebe gerne vom sanften Anfang bis zum bitteren Ende folgt. Mehrmals und immer wieder.
Om Unit
»Threads«
Civil Music
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