Ein bisschen darf man schon schmunzeln, wie in der ersten Hälfte dieses Albums ungeniert die Klangflächenkompositionen von György Ligeti zitiert werden, etwa »Lontano« oder noch mehr eigentlich die zugespitzten »Ramifikationen«, aber wenn das flächige, vibrierende 12-köpfige Streichquartett dann einem Soundwall aus scheppernden Gitarren und einer röchelnden Orgel weicht, muss man zugegeben, dass das doch ganz gut ineinander greift. Dem Album voran- und hintangestellt sind zwei hingehauchte, fast romantische Stücke, was sich wiederum über die Grundkonzeption erklärt, denn die sechs Stücke von »The Summoner« sind nach den klassischen Stadien der Trauer eingeteilt (Verweigerung, Wut, Verhandlung, Verzweiflung, Sammlung und Annahme). »The Summoner« ist diese Sammlung, der Moment, bevor man den Jammer zulässt, ihm positiv begegnet. Dieser Bezug auf das theatralische Moment des Trauerns verrät schon, dass wir es hier generell mit einer Art Quereinsteiger zu tun haben. Hinter dem Bandnamen Kreng verbirgt sich der belgische Künstler Pepijn Caudron, der schon eine ganze Reihe von impressionistischen Soundscapes für diverse Theaterproduktionen geschaffen hat. Kreng ist ein sehr artifizielles Nebenprojekt, das bislang fast ausschließlich auf Samples basierte, in diesem Fall stand aber offenkundig die Konzeption im Vordergrund – und das ist auch gut so. Mit »The Summoner« ist ihm eine stimmige Reise durch die Trauer gelungen, die sogar fast noch eine Spur zu kurz geraten ist.
Kreng
»The Summoner«
Miasmah Recordings
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