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The Smiling Buddhas

»Non-Places #2«

Base Records

Während sich »Non-Places« Volume 1 der Smiling Buddhas zunächst nur mit dem Phänomen von monofunktionalen Räumen in urbanen und suburbanen Gebieten beschäftigte, geht es auf »Non-Places #2« um die Überwindung der maximal in Verbindung mit Konsum sozialen Austausch zulassenden Nicht-Plätze. »Music For Airports« von Brian Eno schrieb Flughäfen noch eine irgendwie lieblich-poetische Funktion zu, das ist halt Gebrauchsmusik aus 1978, und 46 Jahre später soll Ambient Music auch mal anecken. »Non-Places«, released im August 2022, ist vergleichsweise noch etwas verträglicher, doch auf »Non-Places #2« stellt sich einiges Unwohlsein ein. Unbehagen sucht einen bereits im Opener Track »Make Your Roofs Electric« heim, wenngleich dies auch als Aufruf verstanden werden könnte, Solaranlagen auf Dächern zu installieren. Jedenfalls tönen die Soundschlieren gefährlich. »Dump For Fast Fashion« oder »Pacific Waste Vortex« bergen Zivilisationskritik und fahren dank ihrer bohrenden Materialität sehr gut ein. Letzterer Track klingt einerseits bedrohlich, andererseits aber auch vital ideensprühend, laut Höreindruck kleine Minizünderkettenexplosionen inkludierend. Gemein ist diesen Nicht-Plätzen auch stete Videoüberwachung, somit kündet »Harvest On Endless Parking Lots« mit unheilschwangeren orchestralen Samples im Finish vom Stehzeug, das in der Regel sehr kurz in Betrieb ist, um von A nach B zu gelangen. Die Platzverschwendung ist enorm, die Trostlosigkeit der Asphaltwüste vor einem Eurospar in Wien Meidling, die selten zu mehr als einem Sechstel verparkt ist, ärgert. Nichts gegen Tulsa, Oklahoma, wo sage und schreibe 50 Prozent der urbanen Fläche für Kfz-Parkplätze bestimmt sind. Schlussendlich wird auf ein beunruhigendes Fadeout zugesteuert. Im düsteren »Time Is Against Us« böllern plötzlich Sounds los, beschleunigen, eine Detonation, Klänge zischen, wirken zerfahren, zersprageln. Möge der*die Hörer*in seine*ihre eigenen Schlüsse ziehen. Die Leitlinie jedenfalls gibt Fadi Dorninger aka The Smiling Buddhas das Buch »Non-Places: Introduction to an Anthropology of Supermodernity« vor. Marc Augé führt uns darin vor Augen, dass diese Non-Spaces, gleich ob Shopping Malls, Hotels, oder Verweilen vor TV, Computer oder Smartphone bewusstseinsverändernd sind. In unserer informationsüberfrachteten Welt nehmen wir zwar etwas wahr, aber nur einen Bruchteil vom Gesamten.

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