Einer der meistgestreamten Tracks der schwedischen Metal-Band Meshuggah heißt »Bleed«, doch damit hat das neue Album der Necks rein gar nichts zu tun. Im Gegenteil: Wie zu erwarten, verhält sich die Musik eher leise und langsam – wenige BPM, wenig Getöse. Was jedoch nicht zu erwarten war und eine angenehme Überraschung darstellt, ist der kleine Schwenk, den die drei Herren nach einigen Alben zum 35. Geburtstag des Kults musikalisch vollzogen. Haben sie in den vorigen Veröffentlichungen noch ihren gewohnten Sound nach und nach perfektioniert und irgendwann wiederholt, legten sie das Spiel mit der Repetition und der damit einhergehenden Intensivierung ab und konstruieren das 42-minütige Stück auf »Bleed« eher wie ein sehr minimalistisches Bild. Die Einzelteile des Bildes positionieren sie nach und nach auf einem weißen Blatt Papier, doch verschwinden sie allmählich wieder und hinterlassen eine Stille, die dann mit einem neuen Objekt gefüllt wird. Irgendwo zwischen Kunstinstallation und Filmsoundtrack. AMM mag da als Referenz aufpoppen, wenn »Bleed« auch durchkomponiert ist und sich mit wiederkehrenden Parts von der freien Improvisation unterscheidet. Obwohl das Cover ein Stück Rasen im Wind ziert, suggeriert der hallige Klang der sanft angeschlagenen Töne, das rieselnde Erklingen von verschiedenen Percussion-Instrumenten und einem Xylophon eher einen künstlichen Ort; die Musik bleibt zu zaghaft und kontrolliert und das vielleicht etwas zu sehr. Ganz schön sind die Synthesizer-Töne, die nach etwa 30 Minuten eine etwas bizarre, surreale Atmosphäre schaffen. Nachdem man sich für fast eine Dreiviertelstunde in einem recht kühlen Raum befand, lösen warme Klaviertöne schlussendlich die Verbindung zu dieser Welt und klingen zugleich etwas feierlich. Herzlichen Glückwunsch also. Beim nächsten Mal vielleicht mehr Party?
The Necks
»Bleed«
Northern Spy
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