The Jesus Lizard 2024 sind David Yow, Duane Denison, David Wm. Sims und Mac McNeilly. Sie spielen und klingen wie The Jesus Lizard in den 1990er-Jahren. Lasst euch also nicht täuschen: Es handelt sich tatsächlich um The Jesus Lizard, die nach 26 Jahren ihr siebtes Album auf dem Label ihres alten Freundes Mike Patton veröffentlicht haben. Es trägt auch wieder einen Four-Letter-Titel: »Rack«. Innovativ, abenteuerlich oder gar »gefährlich« – Attribute, mit denen die Lizards seinerzeit zurecht bedacht wurden – ist es freilich nicht geworden, sehr gut hörbar aber allemal. Der Opener »Hide & Seek« setzt flott und frisch fort, wo eine Nummer wie »Cold Water«, ein Highlight des von manchen ungeliebten letzten Albums »Blue«, aufhörte. Yow ist gut bei Stimme. Sims und McNeilly agieren als die unbestechlich präzise Rhythmusgruppe, die sie immer schon waren. Und Denisons klirrend-klarer Gitarrensound mit seinen raffinierten Twists und Twangs ist im Klangspektrum nach wie vor alles andere als Noise. Die Zuschreibung »Noise Rock« wird dennoch picken bleiben. Egal. Vielleicht lassen sich von diesem Genre, das einst dem alten Handwerk Rock ein paar wesentliche Energieschübe und Arschtritte verpassen konnte, auch wieder junge Musiker*innen inspirieren, anstatt sich nun schon eine gefühlte Ewigkeit der (Post-)Post-Punk-Retromanie hinzugeben. Simon Reynolds konstatierte seit den 2000er-Jahren die eigentümliche »Gleichzeitigkeit der Pop-Zeit, die die Vergangenheit abschaffte«; nicht nur aufgrund der Online-Allzeitverfügbarkeit beinahe aller nur vorstellbaren Aufnahmen, sondern auch aufgrund der Live-(Dauer-)Präsenz der vielen, mehr oder weniger vitalen Originalinterpret*innen. Zu jenen, die jahrzehntelang nie (ganz) weg waren, gesellen sich Reunions und Revivals. Und so gibt’s neben den Stones, AC/DC, Nick Cave und den Melvins auch wieder The Jesus And Mary Chain, God Bullies – und Crowdsurfing mit David Yow. Ein bloßes Alibi-Album, um wieder auf Tour zu gehen, hätten The Jesus Lizard ja nicht notwendig gehabt. Das regelmäßige Zusammenspielen seit 2018 musste bei ihnen aber unweigerlich zu neuen Songideen führen. Wer möchte ihnen vorwerfen, dass sie wie The Jesus Lizard klingen? »What If?«, »Falling Apart«, »Moto(R)« oder der fiese Closer »Swan The Dog« werden sich in jede Setlist ohne Qualitätsverlust einfügen lassen. Für den neuen heißen Scheiß müssen sich andere irgendwo da draußen berufen fühlen.
The Jesus Lizard
»Rack«
Ipecac
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