Mit der CD »szene instrumental, live@rtv slovenija« von Denovaire betreten wir ein Impro-Zwischenreich, das reine Improvisation mit Komposition zusammenführt, manchmal in Mischformen, manchmal stärker Richtung Komposition neigend. Es ist eine etwas eigenwillige Klangwelt, die uns hier begegnet, denn auch die komponierten Stücke sind von einer gewissen Impro-Gestik durchdrungen. Zugleich legt sich ein leicht meditativer Schatten über das Geschehen, was einerseits an der Instrumentierung (es kommen etwa eine indische Schalenhalslaute bzw. Esraj, ein Marimbaphon und eine überblasene Bassflöte zum Einsatz) und andererseits an den unüberhörbaren Vorlieben des österreichischen Komponisten für weltmusikalische Zugänge (insbesondere der indischen Mikrotonalität) liegt. Wer mit diesen Zugängen etwas anfangen kann und genau hinhört, dem öffnet sich ein herrliches Amalgam von modernen Kompositionstechniken (Denovaire hat in Graz u. a. bei Gerd Kühr, Georg Friedrich Haas oder Beat Furrer studiert), dechiffrierter Weltmusik und eben Improtugenden. Wer hingegen skeptisch bleibt und Beliebigkeit ortet, verpasst, wie stimmig sich diese Aspekte mitunter ineinander fügen, ohne dabei auf effekthaschende Momente zu setzen. Das ist vermutlich auch der Grund, warum es mit einer etwas breiteren Aufmerksamkeit nicht so recht klappt. Man könnte diese Zutaten nämlich wesentlich mainstreamiger in Szene setzen, aber dann wäre wohl schnell der Vordergründigkeitsverdacht zur Stelle. Darum der gut gemeinte Rat: genau hinhören und Zwischenreiche entdecken. Großartig übrigens auch die Umsetzung durch szene instrumental, einem österreichischen Kammerensemble, das sich der Aufführung und Vermittlung zeitgenössischer Musik widmet und fähige Interpreten wie Wolfgang Hattinger, Elisa Azzara, Margarethe Mayerhofer-Lischka, Simon Frick oder Grill Pollheimer vorweisen kann. Ein Geheimtipp.
Denovaire
»szene instrumental«
Eigenverlag
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