Nach diversen Gastauftritten bei den verschiedensten Trägern der aufstrebenden Philadelphia-Szene wie dem Houseproduzenten King Britt, oder den Hip Hoppern The Roots und ihrer Arbeit mit 4 Hero veröffentlicht Ursula Rucker ihr erstes Album auf K7. Das Signing ist doch ein bisschen erstaunlich, und läßt den Schluß zu, daß Rucker möglicherweise ihre Anliegen von einem amerikanischen Label nicht nachhaltig genug vertreten sah. Denn »This is what they don’t wanna hear« ist das Motto, dieses äußerst engagierten Spoken-Poetry Werkes. King Britt, 4 Hero und vorallem dem langjährigen Weggefährten Robert Yancey haben einen sehr dezenten, leicht nujazzig anhegauchten Soundtrack für die Geschichten Ruckers produziert, die um Themen Afro-Amerikanischen Alltags kreisen. Also über die ganze Scheisse im Geschlechterverhätlnis, unverarbeiteter Sklaven-Geschichte, Kindesmissbrauch und den Perspektiven junger männlicher Schwarzer, die mit größer Wahrscheinlichkeit im Gefängnis landen als jemals einen High-School-Abschluß zu schaffen. In der Tradition eines Gill Scott Heron stehend findet Rucker Worte, die ohne bloß mit dem Zeigefinger rumzufuchteln klar Position beziehen und die auch Persönliches nie hinten anstehen lassen. Es empfiehlt sich beim ersten Hören die Lyrics mitzulesen, um einen Zugang zu diesem nicht ganz leicht verdaulichen Werk zu finden. Dadurch wird man auch auf die Feinheiten des Arrangements aufmerksam, die vorher als ein weiteres Stück Club-tauglicher Hintergrunds-Tapete mißverstanden werden können. Eine äußerst mutige »Supa Sista«, muss ich schon sagen.
Ursula Rucker spielt am 8.10.01 im Wiener Flex und am 10.10.01 in Graz in der General-Musik-Direktion