Es dröhnt so schön. Mehr muss man eigentlich nicht wissen bzw. ist ja weithin bekannt, was Greg Anderson und Stephen O’Malley im Schilde führen, wenn sie sich in ihre Mönchskutten werfen. Vor turmhohen Marshall-Verstärkern laden sie zur heiligen Messe ein, gehuldigt wird dem Gott der elektrischen Gitarre und die versammelte Glaubensgemeinschaft legt zu diesem Zweck die Ohren und ggf. zusätzlich Lärmschutz an. Über ein Vierteljahrhundert lang geht das schon so und mit Blick auf Reformen, Neuerungen oder anderen modernen Schnickschnack ist das amerikanische Duo so innovationsfreudig wie die katholische Kirche. Bei Sunn O))) ist das nicht schlimm, die wollen nur spielen und tun – auch wenn sie dabei laut werden – niemandem etwas zuleide. Das Klanggewitter auf »Eternity’s Pillars b/w Raise the Chalice & Reverential« währt eine gute halbe Stunde, dann werden sich die dunklen Wolken wieder verzogen haben, aber bis dahin bzw. für die Dauer der veröffentlichten drei Songs erscheint die Sonne verdunkelt und der Himmel schwarz, die Temperatur sinkt und alles ruht unter dem Eindruck des akustischen Unwetters. Solange das Feedback dröhnt und die stoisch angeschlagenen Akkorde dräuen, herrscht andachtsvolle Stille. Diese Art der Klangmeditation bei 120 dB ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Man muss eine entsprechende Einstellung mitbringen, um die geräuschvolle Monotonie als seelische Bereicherung und kathartisches Inferno zu erfahren, das den Kopf leert und alle bösen Geister darin vertreibt. Manch skeptischem Mitmenschen mag diese Art der religiös überhöhten Klangheilkunde gar den Eindruck der Scharlatanerie erwecken – aber ich glaube, sie wirkt, kräftigt den Leib und reinigt die Seele!
Sunn O)))
»Eternity’s Pillars b/w Raise the Chalice & Reverential«
Sub Pop
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