»Norm« heißt der Zweitling der Styronauten, eine Doppel-LP des Grazer Quartetts mit Gespür für instrumentales Auswalzen. Das Label No-Hit Wonder steht programmatisch für die Langstrecke, die sich nicht um kurze Aufmerksamkeitsspannen schert. »Organic«, der mit einer Art Zithermelodie eröffnende, neun Minuten dauernde Opener lässt die Hoffnung keimen, dass der Spagat zwischen Prog Rock, Psychedelia und Avantgarde Pop über vier Albumseiten geschafft wird. Darauf folgt »Autodrom« ungestüm rockig, dann »Dark Times Gone« mit durchgezogenen Reverb-Effekten sowie »Polynaut #1«, wo sich erstmals Heinz Hoppaus mit seiner Prophet 6 Nord Pump Organ in den Vordergrund spielt. Platte umdrehen und schon erklingen auf »Polar Purple Turtle« WahWah-Sounds und die Band dehnt den Klang in psychedelische Gefilde. Vielleicht steht dieses Ausfransen den Styronauten am besten, auch weil es dem Bandnamen am meisten gerecht wird. »Disdancing«, ebenfalls zehn Minuten lang, hat fast schon repetitive Minimal Music als Hauptmotiv, umspült von Gitarren- und weiteren Effekten, eher sphärisch gehalten. Die zweite Vinyl-Platte offeriert vorderseitig mit dem bunten »Zirkusfreak« mittendrin eine an frühe Pink Floyd erinnernde Soundsequenz. Herrlich abgedreht. Und vermutlich auf dem Folgestück »Hoarder« erklingt die Whamola, Roland Renners Bastard-Bass, wo Whammy Bar und Viola zusammenkommen. Also ein Washtub-Bass und Bratsche. Eventuell deswegen geht es in diesem Stück einigermaßen funky zu, in variationsreichen beinahe 17 Minuten, für meinen Geschmack teils zu jazzy-progig. Die vierte Seite hat zunächst Schattierungen von Americana goes Postrock, helle Piano-Akkorde werden von Werner Schmierdorfers fabulös weinender Gitarre übermalt, die Rhythmussektion, speziell David Kuhness mit akzentuiertem Drumming, leistet behände beglückende Dienste. Die Track-Benamsung »Monolith« geht voll auf. Auf Samtpfoten schleicht die Band mit dem vielleicht experimentellsten Stück raus. Eine geheimnisvolle Frauenstimme rezitiert viele, viele Worte von Beleidigung bis Gift. Ein Theremin untermalt spooky, Keys, Bass und Drums grundieren dunkel. »Lametta« fungiert hier nicht als Stanniolstreifen für den Weihnachtsschmuck, sondern als rätselhaft abgründiges Schlussmosaik des in dunkelblaue Farbe getauchten Doppelalbums.
Styronauten
»Norm«
No-Hit Wonder
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