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OutKast

Speakerboxxx/The Love Below

Arista

Die schlechte Nachricht vorweg: Obwohl André 3000 mit »The Love Below« den ungleich far outeren Beitrag zur aktuellen und stets formwandelnden OutKast-HipHop-Galaxie abliefert, weist seine Spielwiese auch die größere Menge an Längen auf als Big Bois »Speakerboxxx«. Da hat Letzterer schon eher die kurzweiligere musikalische Zusammensetzung für seine Lebensweisheiten erwischt, die immer dann einen für sich gewinnen können, wenn sie ohne erhobenen Zeigefinger auch mal selbstironisch (»Church«) Geschichten von afroamerikanischen Charakteren und ihren Fehlern erzählen. Neben Stücken, in denen P-Funk-Bläser auf abseitige Beats treffen, die sich – bei allem dreckigen Funk – etwas konventionell ausnehmen, packt auf »Speakerboxxx« auch Kollege André des Öfteren sein Flötenarsenal zur Beschwörung liquidmetallener Schlangen aus. Wobei Mr. Ice Colds Camp-Knowledge das genaue Studium der Parliament/Funkadelic-Fashion durchaus übersteigen dürfte, klingt er doch im verorgelten Gospelraum von »Ghetto Musick« wie das Phantom der Oper! Womit wir uns auch schon wieder »The Love Below« zuwenden: Die schleppenden Passagen beiseite geschoben, präsentiert sich André in seinen Lady-Manifesten u.a. als Frank-Sinatra-Epigone, Tex Avery in der Adult Version oder Dracula, der sich aus (Ehr-)Furcht vor Kelis in hypernervöses Synthie-Gezwirpe auflöst. Wenn wir schon bei Kelis sind, wären da natürlich auch die bei Andrés Produktionen immer wieder aufblitzenden azurblauen Himmelsflächen zu erwähnen. Lyrisch legt André 3000 im Indie-Gitarren featurenden »Hey Ya!« sowieso die intrinsisch-indexale Unfassbarkeit des Jahres vor (ja, auch wir bei skug flippen bei »Shake It Like A Polaroid Picture« aus!!!). Das größte Verdienst dieses Doppelalbums liegt aber vor allem darin, dass die atlantischen Aliens sich selbst weiterhin treu bleiben und die Images sowie die Musik des P-Funk-Universums weitestgehend nicht an den momentan ubiquitären Pimpkult oder Gangsta-Rap koppeln, sondern an ein soziales Bewusstsein.

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Text
Branko Zindovic

Veröffentlichung
23.02.2004

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