Nachdem die skug Redaktion über den Sommer so ziemlich alle Malreihen vergessen hat, wollen wir – kurz bevor uns der Alltag wieder restlos einfängt – auf dem Volksstimmefest gemeinsam mit unseren wunderbaren BAM!-Kolleg*innen feiern und tüchtig Vernetzung üben. Das geschieht am 2. September mit kollektiver DJ-Line (ab circa 14 Uhr) und einem skug Talk (ab circa 17 Uhr) zum Thema »Medienbanden« und der Frage, inwieweit Medien heute ihre Community-Funktion verloren haben oder doch noch bewahren konnten. Die Zersplitterung der Wahrnehmung und Vereinzelung bzw. Blasenbildung hat offenkundig am Leser*innenverhalten Spuren hinterlassen. Dem gehen wir mit illustrer Talkrunde auf den Grund.
Aber halt, vor dem Ausblick kommt bekanntlich der Rückblick: Am 1. Juli waren wir mit unserem Salon auf Rädern erstmalig in Wien Penzing zu Gast – und zwar im Garten des ehemaligen Büros der SP-Frauenministerin Johanna Dohnal. Neben einer Paneldiskussion über feministische Sozialdemokratie traten mit Royal Diving Academy und Wirrbel zwei Bands unter freiem Himmel auf. »Es ist noch viel zu tun«, sagten sowohl Landtagsabgeordnete Andrea Mautz-Leopold als auch Bezirksrätin Christin Spormann in Bezug auf die Geschlechterverteilung in der heimischen Politik. Den spannenden skug Talk moderierten skug Chefredakteur Frank Jödicke und die Journalistin Ania Gleich.
Abgetaucht sind sie nicht, aber eingetaucht sind wir alle – in das Songbuch der »vielleicht doch nicht« leisesten Band Wiens, wie sich die Royal Diving Academy selbst ankündigte. Das Konzert der Wiener Baldrian-Folk-60s-Band könnt ihr hier nachhören:
Die Dohnal mag gütig gelächelt haben, als Wirrbel ihren Instrumentenfundus in ihren Garten karrten. Die drei Frauen spielten ein Konzert zwischen Spritzweinschmäh und Mundartmatriarchat. Wer nicht dabei war, kann dem Konzert von Wirrbel hier in voller Länge lauschen:
Sein Debüt erlebte außerdem unser Kooperationsprojekt »untergründlich divers«. Die jungen skug-Autor*innen sind überzeugt, dass Journalismus diversere Stimmen braucht. Deshalb versuchten sie vor Ort, zum Schreiben zu motivieren. Wie das? Besucher*innen durften die Schreibmaschine von Johanna Dohnal nutzen. Mit der Power einer legendären Feministin eröffnete die Schreibwerkstatt spielerisch einen Raum, über die Rolle des öffentlichen Diskurses nachzudenken – ein Angebot, das von Erwachsenen wie Kindern genutzt wurde.
Unser skug Talk auf dem Volksstimmefest
Der nächste Salon wird also wieder ein BAM!stag. Solidarisch und gemeinschaftlich an den Plattentellern und am Mikro. Niederschwelliger geht’s nicht, denn der Salon auf Rädern hat keine erhöhende Bühne, sondern nur Sitzgelegenheiten zum Niederlassen. skug gibt es seit über drei Jahrzehnten, das Bündnis alternativer Medien jetzt auch schon verflixte sieben Jahre und in der Zeit hat sich etwas gezeigt: Eine Redaktion ist was richtig Gutes. Der Dialog zwischen Redaktionen vielleicht sogar noch besser. Der Austausch hebt aus den Irrungen des allein vor sich Hinwerkelns heraus, gibt Orientierung und macht Mut. Aber wie geht es den Leser*innen? Das Identifikationserlebnis mit gedruckten Zeitschriften oder gar Online-Magazinen ist ungleich geringer als früher. Warum sich nicht seine Mediensplitter im Netz zusammensuchen, ohne Magazinen die Treue (?) zu halten? Warum nicht unmittelbar mit dem erweiterten Freundeskreis die brennenden Fragen behandeln?
Also, für wen schreiben wir eigentlich noch, liebe Kolleg*innen? Wie bleiben wir in Kontakt und halten einen sinnvollen Diskurs am Leben? Sicherlich wollen wir weder die Trolle in uns noch jene im Netz füttern. Wie bleiben Publikationen niederschwellige Foren diversen und gleichberechtigten Diskutierens? Wie schwierig das ist, zeigen allein die ganzen Umwortungen. Wir leben in einem Framing-Zirkus. Lässt sich überhaupt noch sagen, ein Medium sei alternativ, nachdem sich Rechtsextremisten das Wort von Neoliberalen geschnappt hatten, um Deutschlands zweiterfolgreichste Partei zu benennen? Ach ja, frei, alternativ, antifaschistisch, es ist nicht mehr so einfach, was auf die eigene Fahne zu schreiben, wenn man denn gerne eine im Wind wehen lässt. Und dennoch, Medienmachen ist lohnend und sollte nicht versanden. skug möchte auch deshalb mit »untergründlich divers« möglichst viele zum Mitsprechen und Mitschreiben einladen. Auch darüber wollen wir auf dem Volksstimmefest am 2. September reden und den jungen Kolleg*innen die ihnen gebührende Bühne in Grasnarbenhöhe bieten. Kurzum, es lohnt sich, beim Volksstimmefest (bekanntlich Wiens schönstes) vorbeizuschauen, dort den BAM!-Stand zu suchen (kleiner Tipp Jura Soyfer im Blick und dann noch weiter links) und dort den Salon skug auf Rädern zu erspähen, an dem Sound, Diskussion und Begegnung mit Medienmacher*innen in Überfülle möglich sein werden. Wir freuen uns auf euch.