Es ist der 20. 4. 2018, in den USA 4/20, also »420«, Code-Wort für Cannabis und die Band Sleep, erlaubt sich den kindischen Scherz, ihr neues Album an eben diesem Tag zu veröffentlichen. Glaubt man seinen Ohren, gibt’s beim neuen Album wie gewohnt (nach nur kurzer Verzögerung durch ein etwa dreiminütiges Intro und obligatorischen Zug am Bong) wieder volles Pfund auf den Popo. Tonnenschwere Riffs reißen heraus aus der Brackwasserzone des seichten Alltags, hinein direkt ins wüste Universum des Marijuanauten, wo die unmenschliche Härte der endlosen Weite von den Vibrationen der Verstärker und dem staubtrockenen Schlagzeug in Schach gehalten wird, die alles, was sich ihnen in den Weg stellt, selbst die Unendlichkeit, einfach wegpusten. »Marijuanaut’s Theme« lautet der Name des ersten Übersongs des Albums. Auf ähnliche Trockenheit und Lebensfeindlichkeit deutet der Song »Giza Butler« hin: Sabbath’sche Bass-Gottheit Geezer Butler steht stolz wie die Sphinx in der Wüste Giza (engl. für Gizeh), zeitlos und mächtig, Verkünder von noch mehr Unheil. Also Obacht und gut hingehört! Die groben Jungs von der Drogenzentrale machen sonst Mett aus dir, denn sie sind wieder hungrig. Nach ihrer letzten Veröffentlichung »Dopesmoker« vor fünfzehn Jahren scheinen sie sich ihren Rausch ausgeschlafen zu haben, nur um wieder am Bong zu ziehen und sich in hypnotisierenden, völlig übertriebenen, teils zehnminütigen Meditationen erneut über den Gebrauch und die Wirkung von Haschisch mitzuteilen. Klar, man hat dazugelernt, und nennt das Album nun seriös »The Sciences«. Die Songs sind Ungetüme, wie man sie sich von Stoner und Doom wünscht: Heftig, laut und wie gesagt übertrieben. Hier nickt man nicht nur mit, hier schwebt man auf den Soundwellen durch sämtliche Sphären. Der Odem der verbrannten Herbalien sitzt tief und verlangt nach Replay. Ein einziger Sommerhit.
Sleep
»The Sciences«
Third Man Records
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