»We Bury The Dead« © slash Filmfestival
»We Bury The Dead« © slash Filmfestival

slash 2025 im Rückblick

Wir waren von 18. bis 28. September 2025 für euch beim slash Filmfestival und präsentieren die Highlights aus dem Programm für die herbstliche Kinosaison.

Von 18. bis 28. September 2025 war wieder Tagundnachtgleiche beim slash Filmfestival zwischen Gartenbaukino, Metro, Filmcasino und Admiral (für ein Hundekino-Screening von »Good Boy«). Eure skug Korrespondentin hat sich wie immer voll ins Zeug gelegt und in elf Tagen rund 30 Genrefilme inhaliert – von nostalgischen 3D-Klassikern im Rahmen der diesjährigen Retrospektive über »Fantastic Shorts« bei der jährlichen Kurzfilm-Competition bis zu neuen Features jeglicher Couleur. Die Highlights gibt’s hier im Rück- und Ausblick.

»Welcome Home Baby« (Andreas Prochaska, AT/DE 2025)

»Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind aufzuziehen«, lautet das Sprichwort. Nun, im Fall von Andreas Prochaskas »Welcome Home Baby« braucht es eine mysteriöse Familiengeschichte, eine Erbschaft in der österreichischen Provinz und einen kultähnlichen Clan von lokalen Matronen, um ungeplant schwanger zu werden, das Kind unter widrigen Umständen auszutragen und letztlich dank übermenschlicher Willenskraft dem Teufel ein Schnippchen zu schlagen. Über das letzte Kapitel von Prochaskas »Rosemary’s Baby« meets »From« darf man geteilter Meinung sein, ansonsten kann es der Eröffnungsfilm des diesjährigen slash Filmfestivals – auch optisch – durchaus mit Genrefilmen internationalen Kalibers aufnehmen und schließt damit an frühere Werke des Regisseurs, wie etwa »In 3 Tagen bist du tot« (2006), »Das finstere Tal« (2014) und auch ein bisschen »Vier Frauen und ein Todesfall« (2005–2012), an. Der Streifen mit Julia Franz Richter und Reinout Scholten van Aschat in den Hauptrollen sowie u. a. Gerti Drassl, Maria Hofstätter und Gerhard Liebmann in herausragenden Nebenrollen feierte am 18. September im Gartenbaukino Österreichpremiere und läuft ab 3. Oktober regulär in den Kinos. Auf zum grusligen Babyshower!

»Fucktoys« (Annapurna Sriram, US 2025)

»Fucktoys« von und mit Annapurna Sriram war das Feelgood-Movie des slash Filmfestivals 2025, mit viel leichtfüßigem Witz, Queerness und Sexpositivity, verpackt in einem unerwartet tiefsinnigen Trash-Flick zwischen 80s-Romance, Grindhouse und Camp. Der Plot in aller Kürze: Sexarbeiterin AP erfährt aus den Tarotkarten, dass sie mit einem Fluch belegt ist, und muss asap 1.000 US-Dollar und ein Opferlamm aufstellen, um selbigen loszuwerden. Sriram hat dem Q&A zufolge acht Jahre lang an dem Film gearbeitet, stand als Autorin, Regisseurin und Darstellerin ebenso vor wie hinter der Kamera, hat jede Menge persönliche Erfahrungen und Details in das Skript gepackt, das mit Freund*innen und Allies (Sadie Scott, Damian Young, Brandon Flynn, François Arnaud, Big Freedia et al.) umgesetzt wurde, und dieses sexy, schillernde, genderfluide Weichzeichner-Kleinod geschaffen. Ihr Regiedebüt wurde bereits beim SXSW ausgezeichnet und kam auch beim slash-Publikum gut an. Kein Wunder also, dass der Film von der hochkarätig besetzten slash-Jury (Ben Croll, Florentina Holzinger und Norbert Pfaffenbichler) mit der Goldenen Urne, Preis für junge Filmschaffende beim slash Filmfestival, powered by Bestattung Himmelblau, prämiert wurde.

»Dangerous Animals« (Sean Byrne, AU/US/CA 2025)

Die Frage »Would you rather be alone at sea with a man or a shark?« würde Zephyr (Hassie Harrison) wohl mit »Nein!« beantworten. Die »hard as nails« US-Surferin ist in ihrem Campervan unterwegs an der australischen Küste, um einerseits die perfekte Welle zu reiten und andererseits ihrer Vergangenheit und der Zivilisation im Allgemeinen zu entfliehen. Sie legt ihre Skepsis gegenüber ihren Mitmenschen nur vorübergehend ab, um mit dem cuten Surferboy Moses (Josh Heuston) anzubandeln, sucht aber danach schneller wieder das Weite, als er Pfannkuchen zum Frühstück servieren kann. Dieses Einzelgängertum wird ihr zum Verhängnis, als Shark-Tour-Guide Tucker (Jai Courtney) sie frühmorgens auf dem Parkplatz antrifft, wo sie sich auf den nächsten Surf vorbereitet. Und bald muss sie feststellen, dass die Gefahr in den australischen Gewässern nicht nur von der heimischen Tierwelt ausgeht. Der Action-Horror-Streifen von AU-Regisseur Sean Byrne bewegt sich in rasantem Tempo und verbindet »Jaws«-Vibes mit kaltblütigem Serial-Killer-Motiv. Dass die Handlung recht klassisch daherkommt, verzeiht man dem Film dank seiner dichten Atmosphäre und der soliden schauspielerischen Leistung v. a. von Harrison, die sich als Last Girl Swimming willensstark und schlagkräftig in Szene setzt. Also: Daumen hoch (pun intended) für »Dangerous Animals«, jetzt auch regulär bei uns im Kino.

»We Bury The Dead« (Zak Hilditch, AU/US 2024)

Der Überraschungshit des slash Filmfestivals 2025 kommt ebenfalls aus Down Under, genauer gesagt von der australischen »Apfelinsel« Tasmanien. Nachdem die US-Armee einen experimentellen Waffentest in den Sandstrand vor Hobart gesetzt hat, segnen alle Bewohner*innen und ein paar Hotelgäste das Zeitliche. Unter Letzteren befürchtet Ava (Daisy Ridley) auch ihren Ehemann Mitch (Matt Whelan), der sich nach einem ungeklärten Ehestreit zu einem Business-Trip auf die Insel aufmacht. Auf der Suche nach ihm schließt sich Ava einer freiwilligen Reinigungstruppe an, deren Aufgabe es ist, die Häuser zu räumen und die Toten zu beerdigen (Auge > Titel). Nur dass nicht alle Leichen liegenbleiben wollen und damit sind wir in einer gelungenen Variation des Zombie-Genres, die sich nicht zuletzt mit der Frage auseinandersetzt, was unser Menschsein – und unsere Menschlichkeit – antreibt. Zuviel sei hier nicht verraten, nur dass »unfinished business« anscheinend Lebende und Untote gleichermaßen bei der Stange hält, denn wie heißt es im Film so schön: »Closure is important!« Neben den beiden Hauptfiguren glänzen Brenton Thwaites und Mark Coles Smith in Nebenrollen, Regisseur Zak Hilditch legt nach »These Final Hours« aus 2013 mit »We Bury The Dead« seinen zweiten slash-Kandidaten vor. Es dürfen ruhig weitere folgen.

favicon

Unterstütze uns mit deiner Spende

skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an den Empfänger: Verein zur Förderung von Subkultur, Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria. Vielen Dank!

Ähnliche Beiträge

Nach oben scrollen