Placeholder_Rezensionen
Moodymann

Silence In The Secret Garden

Peacefrog

Moody sowohl in der Syntagmatik wie auch der Paradigmatik. Don’t be afraid, baby, was ich meine ist: Nicht nur innerhalb Kenny Dixon Jr.s House-Stücken finden Stimmungs-, Schauplätzewechsel statt und werden Bewusstseinszustände transzendiert – oft verwendet er Trackgrundlagen für Reinterpretationen, die in ihrer Umstrukturierung das Gefühl einer anderen Erzählperspektive vermitteln. Waren z.B. auf der »JAN«-12 Inch die Fragen eines Interviewers die Narrationsbasis, durch deren Zusammensetzung und die fehlenden Antworten Moodymann wohl „you’ll never get the meaning of my music??? sagen wollte, werden der sich 20000 Meilen unter dem Meer befindliche Bass und die eerie Strings in die Voodoozeremonie von »LIVEINLA 1998« transportiert, deren Bruchstücke ebenfalls schon im Ausgangstrack angelegt waren. Die Fender Rhodes, die in »JAN« noch für ein Wohlgefühl nach der Darkness sorgten, sind verschwunden. Überhaupt: Falls sich auf »Silence In The Secret Garden« jemals Momente von sowas Ähnlichem wie »High Life« ergeben, kommt baldigst ein fieser Break um die Ecke, gibt es Trompetenalarme, werden suspekte upliftende Elemente sogleich wieder entfernt, um das Grauen, eine Invasion von außen im Garten, zu offenbaren.
Die Nähe zu Downtempo, die Moodymanns Musik immer wieder attestiert wird, ist keine. Dort, wo Dixon Jr. reduziert, lassen sich die fehlenden Spuren einsetzen, die einen »runden« Housetrack ergeben würden. Gleichzeitig ist Moodymann mehr (wahlweise auch weniger) als »deep«, blendet er doch stellenweise komplette Beatstrukturen aus, strippt die ohnehin schon fragmentarisch angelegten Tracks weiter runter (ohne jemals auf den Groove zu verzichten!) und setzt gezielt asymmetrische Sounds ein zur Desorientierung – as witnessed bei »Backagainforthefirsttime?«, wo pure Abstraktion den Platz des Marvin-Gaye Samples an der Seite von Moodymanns Rückkehr zur frühkindlichen Phase substituiert. Waren auf Forevernevermore noch 70er Disco-Samples das A und O fürs Schwelgen im Vergangenen, in einer Zeit vor dem Tod Marvin Gayes, das durch den eigenen Vater herbeigeführt wurde, wird der auch auf »Silence In The Secret Garden« vertretene Topos vor allem von einem Heute aus betrachtet, einmal vertont in einem verkaterten Shuffle-Beat, ein andermal sehnsüchtig besungen durch die Pitch Black City-Combo.
Andere Motive, derer es schlichtweg zuviele gibt, um sie alle hier aufzuzählen, sind aber gar nicht so eindeutig umschrieben, wie das gerade genannte. Beim Miniskit zwischen »Yesterdays Party Watta Bout it« und dem Titelstück redet Moodymann mehrspurig vor sich hin, und es wird nicht klar, ob es hier um ein Anprangern der Pädophilieneigungen von Priestern geht, oder doch um eine eigenartige Liebesode an die Kirche. Vielleicht beides, vielleicht auch gar nichts. Das Nicht-Verstehen, das durch die Taktik der Übersättigung und dem Featuren einer babylonischen Musikenvielfalt zwangsläufig irgendwo entstehen MUSS, wird auf diesem klassikerverdächtigem Werk gnadenlos gefördert.

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