Jeder Isländer kann von mindestens einem übersinnlichen Erlebnis in seinem Leben berichten. Den Bandmitgliedern von Sigur Rós muss derartiges schon des öfteren widerfahren sein. Wie sonst konnte es ihnen mit ihrem Album »Agætis byrjun« gelingen, sämtliche musikalische Kategorien zu sprengen, indem sie den Versuch unternahmen, das Unsichtbare dem Sichtbaren gleichzusetzen und dabei nicht scheiterten. Der Schatten, der auf »()« fällt, ist dementsprechend lang, denn das Unbegreifliche konnte in diesem Fall keine Steigerung erfahren. Trotz des unverkennbaren Klangs und der wunderschön Falsetto anmutenden Stimme von Jónsi (Jón Fior Birgisson) kreisen die Songs in streng bemessenen Bahnen kontrolliert um ein Grundthema und halten emotional in den beiden Klammern, die das Cover zieren und gleichzeitig der Titel des Albums sind. Der Raum dazwischen ist eng, auch wenn die Variationen des Themas im zweiten Teil noch ein paar schmutzige Schichten dazu bekommen und gekonnt atmosphärisch aufgebaut sind, werden die Nebelschwaden nicht durch die Sonne durchbrochen, denn sie kommen bloß aus einer Nebelmaschine.
Im Isländischen verfügt man über mehr als zehn Wörter für Regen oder Wind – Sigur Rós schöpfen diese Möglichkeiten in musikalischer wie auch in sprachlicher Hinsicht stets voll aus. Sie haben auf Texte verzichtet und es wird mit einigen kleinen Abweichungen immer wieder eine Wort-Lautkette gesungen, die es für die Hörer zu interpretieren gilt. Auf der Homepage veröffentlicht, werden daraus dann die besten Lyrics ausgewählt und man kann dann selbst die leeren Seiten seines Booklets füllen. Eine schöne Idee.
Trotzdem spricht vordergründig Enttäuschung. Für Kenner, Fans ist es ein bloßes Wiedererkennen und Bewegen in alten Formen. Ist es jedoch der erste Ausflug in die Welt der Feen und Trolle, könnte es der erste Schritt zu einer langen Beziehung sein – und das versöhnt.
Sigur Rós
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Fat Cat Records
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