Er gehört keiner Szene an, doch sein Wirken reicht international. Stephan Wittwers Einfluss, besonders auf die schweizerische Experimental-Szene, ist spürbar. Viele Projekte verästeln sich, als deren «kreativer Verursacher» der Zürcher Musiker steht. »sicht 04 etc.» basiert nun teils auf Ideen und Samples, die Wittwer im Auftrag für das Künstler-Duo Peter Fischli und David Weiss schuf. Die Stücke stehen jedoch autonom – Geräusche, Klänge, Töne müssen keinen Sinn ergeben, als bloßes Spiel erfüllen sie ihren Selbstzweck. Die meisten Tracks sind algorithmisch komponiert, viele davon nach stochastischen Methoden, in der Programmiersprache SuperCollider konzipiert.
Geht der notorische Experimentator und Geräuschkünstler an ein neues Werk, sind verstörende Lärmattacken inbegriffen. Doch in einigen Momenten schimmert eine sublime Zartheit hervor. Man bezeichne dies als karge Sinnlichkeit oder anmutende Stille. Lang bleibende synthetische und akustische Töne verströmen gar meditative Ruhe. Ein Kitschverdacht drängt sich dabei nie auf, dafür ist Wittwer viel zu klug.
Drei verspielte Miniaturen sind mit »Strange Animals« betitelt. Seltsame Tiere also, chimärenhaft aus digitalen Fantasien und physikalischen Instrumenten zusammengefugt. Muntere »Wolpertinger«, die pfeilwieselschnell aus dem vegetativen Klangdickicht huschen und reichlich farbige Schatten werfen