Hier bin ich Mensch, hier hör ich zu – wenn sich am abgestressten Leib ein ähnlicher Grad der Entspannung einstellen soll wie durch Meditation oder autogenes Training. Tief in einen Ohrensessel gemuldet, die Füße hochgelagert, trägt der plätschernde Klangbogen bei Zimmerlautstärke den Unaufmerksamen – und abzuschweifen fällt bei dieser Kulisse leicht – kaum unerwartet ins Reich der Träume. Die New Yorker Band legt ihre Wege wohl bevorzugt durch und um die grünen Flecken der Großstadt; weder teert Straßenbelagsabrieb die Lunge noch bleibt Staubwirbel in den Atemwegen kleben. »See The Sound« atmet reinen Sauerstoff, plätschert in klaren Quellen, riecht unvermengte Gerüche … ist schlichtweg zu rein. Die Produktion verweigert markante Runzel und einfach angedeutete Unvollkommenheiten, welche den Stücken ein wieder erkennbares Charakteristikum zum ohrwurmigen Festsetzen beigäbe. Allfälliges Interesse findet keine Stelle zum unmittelbaren Andocken. Sicher, bei gehobenem Lautspiegel ist »See The Sound« äußerst schweb- bis tanzbar, (Wären sie sonst von Kosheen ins Tourvorprogramm aufgenommen worden?) bedarf aber toleranter Nachbarsnerven. Angenehm: Lisette Aleas schlingenwerfende Singart strahlt effektversetzt die Wohligkeit der Carpenters aus. Am Gesamteindruck – gut gemacht, doch austauschbar – ändert es allerdings nichts.
Etro Anime
See The Sound
Entry 1 Records
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