Trauer, Wut, Trotz – angesichts von Umweltzerstörung und Klimakatastrophe gibt es viele mögliche Reaktionen. Am 9. Mai arbeitet der Salon skug sie alle durch. Im Talk loten wir konkrete Handlungsmöglichkeiten für Musiker*innen und ihre Fans aus. Beim Konzert von Rico Mynthen waten wir durch Trauer und Verzweiflung, um uns dann mit Major Shrimp wieder Freude anzueignen. Was erwartet euch?
skug Talk: Nachhaltigkeit und Musik
»No more blah-blah-blah… Action now!« Dies war bereits im Jahr 1995 der Slogan der Klimabewegung. Als sie in Berlin vor der ersten United Nations Climate Change Conference protestierte, wusste man bereits seit Jahren, dass die Menschheit in die Katastrophe schlittern könnte. Fast drei Dekaden später sieht es nicht besser aus. Der Umgang mit dem Klimawandel ist ein beispielloses Totalversagen sämtlicher globaler Kontrollinstanzen.
Musiker*innen haben diesen Prozess von Anfang an begleitet und kritisiert. So lamentieren die Thrash-Metal-Urväter Testament bereits 1989 in ihrem Song »Greenhouse Effect«, dass der Klimawandel ein systematischer Effekt der Ausbeutung des globalen Südens sei. Nachhaltigkeit ist ohne Kritik von Staaten, Konzernen und ihren Verflechtungen nicht zu haben. Und dennoch: Uns rennt die Zeit davon. Umweltpolitische Fragen sind so dringlich geworden, dass einzelne sich ihnen nicht entziehen können. Immer mehr fragen sich: Was ist die Rolle von Musiker*innen in diesem Prozess? Was können Veranstalter*innen tun? An welchen Schrauben können auch wir drehen?
Um diese Fragen mit euch zu besprechen, haben wir für unseren nächsten skug Talk Andreas Jantsch, Martina Brunner und Sarah Grabher eingeladen. Wenn Andreas Jantsch nicht gerade das Wiener Label Las Vegas Records leitet (und dabei einen Musikverlag betreibt und Equipment vermietet), engagiert er sich bei Music Declares Emergency Austria. MDE ist ein Netzwerk an Musiker*innen und anderen Akteur*innen der Musikszene. Ihr Ziel: Über den Klimanotstand aufklären. Ihre Devise: »Wir glauben an die Kraft der Musik, um den Wandel voranzutreiben und eine lebenswerte Zukunft für uns alle zu ermöglichen.« Dafür haben MDE unter anderem eine Petition an das österreichische Parlament gerichtet, die ihr hier unterschreiben könnt.
Außerdem kommt Martina Brunner von der Vienna Club Commission, für welche sie mit Thomas Heher in der Geschäftsführung sitzt und deren inhaltliche Leitung sie über hat. Vor Kurzem hat die VCC in einer ihrer Fokusgruppen den Green Club Guide ausgearbeitet, der Clubmanager*innen und Veranstalter*innen Tipps gibt, wie mit leicht umsetzbaren Maßnahmen nicht nur das Klima geschützt, sondern auch noch Geld gespart werden kann – vom nachhaltigeren Barbetrieb über Less Waste und Ökostrom bis zu LED-Beleuchtung auf der Tanzfläche und effizientem Lüften und Heizen.
Deswegen sitzt auch Sarah Grabher mit am Podium, die mit ihren Nachhaltigkeits-Maßnahmen in der Veranstaltungslocation Ponyhof Vorbildwirkung zeigt. Am 25. Mai 2024 gestaltet sie dabei das Superfair-Festival mit, das sich im Rahmen der Klima Biennale um die Awareness für grünere Open-Air-Festivals bemüht und mit Workshops und Talks Informationen für Veranstalter:innen zur Verfügung stellt.
Gefühlsachterbahn mit Rico Mynthen und Major Shrimp
Seien wir uns ehrlich: Es gibt genug Gründe, mit der Welt überfordert zu sein. Klimawandel und Umweltzerstörung sind nur zwei davon. Zum Glück gibt es Musiker*innen wie Rico Mynthen, die das alles etwas erträglicher machen. Mit »so dark folkigen Vibes irgendwie« – sofern man denen vertraut, die eine Ahnung haben von der Materie oder dem Material. Rico Mynthen ist jedenfalls Teil der besten Fluchtachterlband der Welt, den Dazed Pilots. Außerdem hat er gerade ein sehr gutes Soloalbum rausgebracht. Dürfte also gut passen!
Auf ein Album der Swing-Kapelle Major Shrimp warten wir noch, dafür erweitern wir für Tuba, Pauken und den Alpenluftkompressor die Bühne im rhiz. Mit ihrer Mischung aus Swing, Jazz, HipHop und Klezmer plant die FLINTA*-Band den Salon zum Beben zu bringen. Auf dem Programm: Dancefloor-Burner, beschwingter Gesang zu Feminismus und Raps über das Elend in der Welt. Auf Deutsch, Englisch, Französisch und Türkisch? Die Shrimps erinnern an eines: Wenn die Welt brennt, muss Freude erkämpft werden.
Mit skug durchs Leben wandern
Wie immer lassen wir den Abend mit unserer DJ-Line ausklingen und bringen gute Vibes in die schönste Gürteloase nach Weidingergarten und Lugnerlounge: dem rhiz. Speaking of Gründen zur Freude: skug Chefredakteur Frank Jödicke ringt sich durch, »dat Janze offiziell zu machen«. Das heißt: Hochzeit, Heirat, Halleluja! Mit dem Ringetausch reißt auch seine Salonserie. Das erste Mal seit eigentlich immer wird uns der Chef nicht mit guten Ratschlägen beistehen. Stattdessen müsst ihr euch mit dem skug-Kommando »Generation Why?« zufriedengeben. Wir schicken jedenfalls Glückwünsche in die Provinz! Hier nochmal für eure Google-Kalender: Der nächste Salon skug findet am 9. Mai 2024 im rhiz statt. Wer nicht völlig situationselastisch durch den Tag, die Nacht und das sogenannte Leben gehen möchte, kann mit folgendem Zeitplan rechnen:
20:15 skug Tallk
21:30 Rico Mynthen
22:30 Major Shrimp
Der Salon skug wird gefördert von Stadt Wien Kultur. Wie bei jedem Salon skug gilt: Freie Spende, frohe Leut! Das rhiz ist von der U6 Josefstädterstraße gut erreichbar und barrierearm zugänglich. Die Toiletten sind jedoch nicht rollstuhlgeeignet. Wenn ihr Fragen habt, meldet euch unter salon@skug.at.
