Sie kennen dies sicherlich: Auf dem großen Ohrenbackensessel sitzend wird eindringlich der Musik gelauscht. Allmählich lösen sich die Unterarme aus ihren Ellbogenverschraubungen und beginnen, sich langsam, wie sachte aufsteigende Zeppeline, in die Luft zu erheben. Fasziniert kann den Händen bei ihren Bewegungen im Raum zugesehen werden. Sind das eigentlich obszöne Gesten, die sie da machen? Aber nein, die eigenen Hände haben sich dem zurückgelassen Rumpf zugewandt und laden ihn zum Tanz ein. Langsam fliegt der schwere Leib seinen abgetrennten Gliedmaßen hinterher. Die Arme positionieren den Torso in der Mitte des Raumes, heben die noch lose angehängten Beine so weit hinauf, dass sie im rechten Winkel abspreizt sind, und beginnen, im Takt der Musik auf das Gesäß zu schlagen, bis der Körper in der Zimmermitte rotiert wie ein Kreisel. Der Kopf, der längst wie ein mit Helium gefüllter Ballon unter der Decke klebt und vor sich hin wackelt, betrachtet das wilde Spiel seiner befreiten Körperteile mit Entzücken. Das sind in etwa die üblichen Auswirkungen der Musik von MAG und Laughing Eye.
Bilder tönen Klänge
Wenn Magdalena Ågren alias MAG die Bühne betritt, dann rattert im Hintergrund immer der Experimentalfilm, damit niemand glaubt, Raum und Zeit stünden in festem Zusammenhang. Neben sich hat sie einen kühlschrankgroßen Haufen elektronischer Effektgeräte aufgebaut und dann greift sie erstmal zur Zugposaune. Ein eher unerwarteter Move. Sie spielt durchdringend und lässt den fetten Sound in den Windungen der Elektronik speichern, die Beats knallen unvermittelt rein und Ågren verschwindet mit ihrem maschinengewehrgroßen Blechblassinstrument erstmal im Publikum. Aus allen Ecken dröhnt es hervor und durch ein Megafon wird dann noch irritierend und durchaus schön gesungen. Das Publikum weiß nicht immer, wie ihm geschieht, und kommentiert gerne mit einem wohlerwogenen »Krasse-Scheiße-Mann«.
Die weite Reise aus Schweden hat Magdalena Ågren nicht allein gemacht. Im Reisegepäck befinden sich Künstler*innen gleicher Formgewalt und ähnlicher Polung. Vitaler musikalischer Anarchismus erwartet uns somit beim Salon skug am Samstag, dem 9. März 2019 im Wiener rhiz. Hanna Östergren alias Laughing Eye hat zahlreiche Felle in schwedischen Psychedelic Bands gestreichelt und traktiert. In Wien wird sie aber weniger schlagwerken, als mit Orgel-Drones und bizarren Folkmusic-Samples einen Ambient-Teppich ausbreiten, auf dem sich, einmal niedergelegt, eine wundersame Reise machen lässt, um den eigen Kopf herum, bis man schließlich im dunklen Gehörgang des Nachbarn links versinkt, um aus dem Nasenloch der Nachbarin rechts wieder aufzutauchen. Erklären kann man so etwas natürlich nicht.
Nach dieser Doppel-Show wäre es ein unverantwortliches Vergehen, das Publikum nach Hause zu schicken, weshalb skug eine internationale DJ-Line auftanzen lässt: Christian Pallin aka DJ Koloni (SE) wird seine eklektische Bandbreite mit Musik aus aller Welt auf die Plattenteller schmeißen und die skug-Hausangestellten Crème brûlée (DE/AT) und vague (AT) schauen, ob sie vielleicht noch ein paar unbeleuchtete musikalische Erdwinkel finden können, mit den jeweiligen, lokalen Tanzanreize. Wem es nach dem Mix nicht die Socken ausgezogen hat, der kann nur barfuß ins rhiz gekommen sein.
Gewinnspiel!
Für diejenigen, die an dieser Stelle mit tiefer Furcht erfüllt sind, sie könnten diesen einzigartigen Abend im Wiener rhiz verpassen, weiß sich die skug-Redaktion weder Rat noch Hilfe. Das Beste wird wohl sein, einfach hinzugehen. Da wir unsere Gewinnspielliebe wieder aufleben lassen wollen, geben wir hier die Möglichkeit, zwei Gästelistenplätze zu gewinnen, bei richtiger Beantwortung einer simplen Frage aus der schwedischen Literaturgeschichte:
In dem Drama »Nach Damaskus« lässt der Autor August Strindberg seine Hauptfigur »Der Unbekannte« auf der Straße einer weiteren Person begegnen, die sich bald mit ihm in einer Art existenziellem Rauschzustand befindet. Welche Person ist dies?
A: »Die Dame«
B: »Der Bettler«
C: »Die Mutter«
D: »Der Dominikaner«
Das Großartige an diesem Gewinnspiel für Literarturinteressierte: Alle Antworten sind richtig! Bitte also bis Freitag, den 8. März 2019 je nach Lust und Laune die Antwort »A«, »B«, »C« oder »D« per E-Mail an gewinnspiel@skug.at schicken. Die Wahl der Antwort sagt natürlich viel über die Seele der Teilnehmer*innen und wird deswegen sorgsam unter Verschluss gehalten. Der*die fröhliche Gewinner*in wird im Laufe des Samstages per E-Mail verständigt und befindet sich auf der Gästeliste. Rechtsweg und Barablöse sind ausgeschlossen.