Elastic Skies © Philipp Rohringer
Elastic Skies © Philipp Rohringer

»Sag bitte niemals Electropop dazu«

Elastic Skies gehen auf Tour. Vor dem Auftakt beim Waves Vienna – am 2. Oktober 2025 um 23:00 Uhr im Loop – stellt skug die Wiener Band vor.

Es beginnt mit einem Geschenk. Nicht für irgendwen, sondern für sich selbst. Dreißig werden und statt Töpferkurs oder Städtetrip eben eine Band gründen. Oder besser: einen Song veröffentlichen, auf dem man endlich singt. So kam 2021 »Fading Lights« zustande. Dark Wave, Synth Pop, Post-Punk – kann man alles sagen und nichts meinen. Deshalb: Elastic Skies. Ein Name, der klingt wie ein Yoga-Retreat im Burgenland, aber dann brummt da diese Musik im Raum: kalt, düster. Und mittendrin Nora Blöchl, die vorher Bass spielte, in Bands, die so hießen, dass man sie heute im Bandcamp-Archiv suchen müsste. »Den Pati kannte ich da noch gar nicht«, sagt Nora und meint: ihren Chef. Also nicht den der Band, sondern den ihrer vorigen Karriere: Journalismus, dritter Stock Kultur, zweite Tür Musik. Ja, Nora hat nicht nur mal fürs skug geschrieben, sie war auch beim »Backbeat«. Jenem Magazin, das schon im Namen nach 2007 klang. Aus einer Interviewanfrage bei Patrick Tilg wurde ein Gespräch, aus einem Gespräch ein Studiobesuch und daraus schließlich 2023: »No Past, No Regrets«. Ihr erstes gemeinsames Lied. 

Dann aber: Lissabon. Nora war weg, Patrick in Wien, das Projekt auf Standby. Ein Jahr später, alles auf Anfang. Und plötzlich ging es schnell: erste EP 2024, Live-Debüt beim Salon skug im rhiz im März 2025. Und ja, es funktionierte. Was auf Laptops und in Feedbackschleifen entsteht, muss nicht zwangsläufig als Luftnummer verpuffen, wenn man es zu zweit auf eine Bühne trägt. Vielleicht liegt es am Nebel, an schwarzen Ledergürteln und Novemberausflügen auf den Zentralfriedhof. Zumindest im Kopf. Wien biete dafür ja die perfekte Kulisse, sagt Nora und denkt schon wieder an graues Nachmittagsprogramm. Aber dieselben Leute, die in Interviews über Nebelschwaden und Düsternis sprechen, liegen im Sommer gern in der Sonne. Und lachen darüber, dass sie jetzt klingen wie Goths, die lieber Limo trinken als Hirschblut.

Auch deshalb ist die Bandbiografie kein großes Manifest, kein »wir sind die Erneuerung der Szene«. Sondern: ein bisschen Zufall, ein bisschen Donauinsel, ein bisschen Netzwerken. Patrick reist herum, reicht sein Visitenkärtchen auf sogenannten Showcase-Festivals in Bulgarien, Kroatien, Spanien herum. Plötzlich steht man auf Bühnen in Sofia oder Pernik, während in Wien noch immer dieselben Leute mit der Frage stören, ob das Ganze nun eher Dark Wave oder Electropop sei. Ja, toll, kann man sagen und die Entscheidung auf den kommenden Herbst vertagen. Dann erscheint die zweite EP von Elastic Skies. Wieder bei Feber Wolle, Patricks Label. Und diesmal nicht nur als Download, sondern als Platte. »Richtig auf Vinyl. Mit Cover, Nadel absenken, allem«, sagt Nora, nostalgisch. Weil das ja schon wieder so ein Geschenk ist. Diese Platte, ihre erste Tour.

Elastic Skies Tour-Poster 2025 © Philipp Rohringer
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